Das Fernsehen setzt auf regionale Nachrichten

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ARCHIVBILD: ORF(c) APA (Harald Schneider)
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Nun plant auch der ORF Frühstücksfernsehen. Dahinter stecken sinkende Quoten, ein Angriff der Privaten und die ORF-Wahl 2016. Servus TV und „Krone“ starten schon im April eine Bundesländer-Info-Sendung.

Jetzt also doch. Unter dem Arbeitstitel „Guten Morgen Österreich“ hat nun auch der ORF ein Frühstücksfernsehen in Planung. Lange hatte er die Zuschauer in diesem Segment kampflos der privaten Konkurrenz überlassen. Ideen für eine Morgensendung wurden zwar seit Jahren gewälzt (u.a. von ORF-Generalin Monika Lindner), aber immer verworfen. 2011 gab es im ORF sogar eine Projektgruppe für die „TV-Frühinformation“. Doch der Aufwand für die kleine Zielgruppe, die morgens Zeit und Lust hat, fernzusehen, lohnte nicht.

Aber jetzt sieht der ORF doch wieder genauer hin beim Thema Morgenmagazin. Einerseits wegen der Quoten. Bei stetig sinkenden Marktanteilen (2014: 33,4 Prozent) können morgendliche Aktivitäten die Tabellen zugunsten des ORF beeinflussen. Puls4 macht mit „Café Puls“ gute Quoten (2014: 23Prozent Marktanteil bei den Zwölf- bis 49-Jährigen). Der neue Frühstücksplan des ORF soll aber noch etwas anderes bringen, nämlich die Regionalberichterstattung verstärken, denn die Inhalte sollen vor allem die Landesstudios liefern.

Auf regionale Nachrichten setzen künftig auch Servus TV und die „Kronen Zeitung“: Bereits Mitte April soll auf Servus TV die Bundesländer-Informationssendung „Servus Krone“ (Arbeitstitel) starten, täglich um 18.50 Uhr in Konkurrenz zur immer noch quotenstärksten Sendung des ORF, „Bundesland heute“. Ein Team von 40 Mitarbeitern soll die Sendung mit einem Jahresbudget von sieben Millionen Euro bespielen. Die Kooperation mit dem Print-Marktführer „Krone“ hat sich bereits bezahlt gemacht: Seit Jänner steht das Servus-Programm prominent auf der Fernsehseite der „Krone“, der Marktanteil stieg von 1,5 auf 1,8Prozent.

Der Stiftungsrat hat im Herbst von ORF-General Alexander Wrabetz den Ausbau der regionalen Information gefordert. Zunächst war an einen „Österreich-Flash“ um 21.50Uhr in ORF2 gedacht. Skeptiker befürchten aber, dass das den Zuschauerfluss zur „ZiB2“ stören könnte. Und ob die Zielgruppe, die um 19Uhr regionale Infos in „Bundesland heute“ serviert bekommt, am Abend schon wieder einen Nachschlag will, gilt als fraglich. Deshalb denkt der ORF jetzt an eine Fernsehbeilage zum Frühstück.

Teures Frühstück

Der Salzburger ORF-Direktor, Roland Brunhofer, leitet das Projektteam, Wrabetz präsentierte erste Ideen vor dem Publikumsrat: Ein mobiles Studio soll in ganz Österreich zum Einsatz kommen, die Landesstudios liefern regionale Inhalte, eine zentrale Redaktion koordiniert, die „ZiB“-Mannschaft liefert nationale und internationale News. Die Landesstudios werden dadurch gestärkt. Das freut die Landeshauptleute, was wiederum Wrabetz bei der ORF-Wahl 2016 nicht schaden wird, zumal die Länder im Stiftungsrat ein entscheidendes Wörtchen mitreden.

Drei Stunden Frühstücksfernsehen von sechs bis neun wird auf jeden Fall teurer als die derzeitige 9-Uhr-„ZiB“. Allein ein „Österreich-Flash“ mit nur drei Minuten Sendezeit würde etwa zwei Mio. Euro im Jahr kosten. Die Finanzierungsfrage sei noch zu prüfen, sagt Wrabetz. Kolportiert werden Kosten von vier bis fünf Mio. Euro. Da das Projekt am Donnerstag beim ORF-Stiftungsrat Thema sein wird, regt sich ORF-intern erster Unmut. Es sind dort vor allem die Radios, die keine große Freude mit den Plänen haben. Sie befürchten, es würde ihrer Quote bei den Morgenschienen wie dem „Ö3-Wecker“ und der „FM4 Morning Show“ sowie den Infosendungen auf Ö1 schaden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2015)

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