„Game of Thrones“: Sterben ist hier der Running Gag

Vor passender Kulisse wurde die fönfte Staffel von Game of Thrones in London präsentiert.
Vor passender Kulisse wurde die fönfte Staffel von Game of Thrones in London präsentiert.imago/Landmark Media
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Die fünfte Staffel der Mittelalter-Fantasyserie hatte am Mittwoch im Tower of London Weltpremiere. Am 13. April startet sie auf dem Pay-TV-Sender Sky Atlantic.

Das darf ich nicht verraten.“ „Dazu darf ich wirklich gar nichts sagen.“ „Das sage ich lieber nicht, weil ich meinen Job behalten will.“ Die Stars aus der Serie „Game of Thrones“, deren fünfte Staffel am Mittwoch in London Weltpremiere feierte, ließen sich kaum etwas zum Fortgang der Handlung entlocken. Der Sender HBO, der die Serie produziert, ist groß in Geheimniskrämerei. Der deutsche Schauspieler Tom Wlaschiha, der in Staffel zwei die kleine, wichtige Rolle des Jaqen H'ghar spielte, durfte nicht einmal sagen, ob er in Staffel fünf wieder zu sehen sein wird. Grundlos wird er wohl nicht zur Premiere eingeladen worden sein, ebenso wenig wie Mark Addy, dessen Figur, König Robert Baratheon, doch bereits in Staffel eins starb. Die Zuschauer dürfen mit Rückblenden rechnen.

Addy war einer von mehr als 30 Schauspielern aus „Game of Thrones“, die zum Tower of London kamen, in dessen ehemaligem Burggraben Folge eins vorgeführt wurde. Drei der größten Stars der an Figuren und Schauplätzen kaum noch zu überblickenden Mittelalter-Fantasyserie fehlten: Der kleinwüchsige Peter Dinklage, als Tyrion Lannister die menschlichste Figur, Lena Headey, die ihrer hochmütigen Königin Cersei Tiefe gibt, und Emilia Clarke, als weißblonde „Drachenmutter“ Daenerys gleichsam das weibliche Gesicht der Serie.

Überholt die Serie die Romanreihe?

Ihr männlicher Gegenpart, der dunkel gelockte Kit Harington, wurde auf dem roten Teppich aufgefordert: „Smile! Smile!“ Ein ungewohnter Anblick, hat doch seine Figur, der ernste Jon Snow, pro Staffel kaum Grund zu lächeln. Wie es mit ihm weitergeht, durfte er freilich auch nicht verraten. Wird er Staffel fünf überleben? (Haupt-)Figuren sterben zu lassen, ist Markenzeichen von „Game of Thrones“ – und für die Schauspieler ein Running Gag: „Ich habe jedes Mal Angst, wenn ich im Skript umblättere, ob ich auf der nächsten Seite noch lebe“, schilderte Iwan Rheon, der als psychopathischer Ramsay Bolton gern Menschen die Haut abzieht. Er könnte auch die Bücher lesen. Fünf Bände der „A Song of Ice and Fire“-Reihe hat George R.R. Martin bereits veröffentlicht, mindestens sieben sollen es werden. Doch der US-Autor schreibt langsam – zu langsam. Voraussichtlich wird die Serie die Romane überholen. Das Ende dürfte sich grundsätzlich decken, Martin hat die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss eingeweiht. Auf dem Weg zum Finale geht „Game of Thrones“ andere Abzweigungen als die Romane. Figuren werden ausgetauscht, umbenannt und in Staffel fünf werden auch welche sterben, die in den Büchern noch leben, wie Martin bereits verriet. So düster wie diese Ankündigung fällt die erste Folge „The Wars to Come“ auch aus. Selbst das Haar der jungen Sansa Stark (Sophie Turner), einst rotblond, geht nun deutlich ins Bräunliche. Der Winter naht, der auf dem fiktiven Kontinent Westeros nur alle zehn oder 15 Jahre Einzug hält.

Spektakulärer und noch brutaler

Auf der Kinoleinwand, auf der die erste Folge vorgeführt wurde, wird die cineastische Qualität der Serie deutlich. Etwa, wenn in einer ehemaligen Sklavenstadt eine Statue von einer Pyramide gestürzt wird und spektakulär Dutzende Meter in die Tiefe rauscht. Staffel fünf verspricht größer, spektakulärer und wohl auch noch brutaler zu werden. „Game of Thrones“ hat den Druck, sich selbst zu übertreffen, schließlich ist es die erfolgreichste Serie des US-Bezahlsenders HBO, immer noch Garant für Qualitätsserien, wenngleich die Konkurrenz aufholt. Die Weltpremiere in London überließ HBO dem Abosender Sky, der die Europarechte für die Serie hält – und inzwischen ebenfalls unter die Produzenten gegangen ist.

Noch gilt aber „Game of Thrones“ als Blockbuster unter den Serien. Dass gerade eine Mittelaltergeschichte so viele Zuseher fesselt, ist erstaunlich. Weil sie universelle Themen wie Liebe, Krieg, Macht und Rache behandle, wie HBO-Chef Richard Plepler in London sagte? Weil sie unsere Moralvorstellungen hinterfrage, wie Schauspieler Nikolaj Coster-Waldau (Jaime Lannister) findet? Hat sie keine Metaebene, wie der Serie vorgeworfen wird, und ist bloßer Eskapismus? Vielleicht lässt sich das erst beurteilen, wenn „Das Lied von Eis und Feuer“ fertig erzählt ist. Immerhin: Wie einst Shakespeare, ließ sich Martin von den grausamen Rosenkriegen zwischen den Adelshäusern York und Lancaster inspirieren. Ob die Adelshäuser in „A Game of Thrones“ am Ende untergehen oder sich vereinigen, lässt sich noch nicht sagen. Eine Ankündigung macht Folge eins aber gleich wahr: Ein Protagonist stirbt, der in den Büchern noch lebt. Mehr wollen wir hier nicht verraten...

Compliance Hinweis:
Die Reise der Autorin zu London-Premiere fand auf Einladung von Sky statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2015)

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