LeFloid interviewt Merkel: "Jetzt passt einfach gut"

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GERMANY MEDIA GOVERNMENT(c) APA/EPA (STEFFEN KUGLER / HANDOUT)
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Der Youtube-Star LeFloid befragte die deutsche Kanzlerin zur gleichgeschlechtlichen Ehe, TTIP und Cannabis-Freigabe. Er konnte Merkel aber keine neuen Positionen entlocken.

Die deutsche Bundeskanzlerin trifft einen der bekanntesten deutschen Youtube-Stars - herausgekommen ist ein doch "nur" normales Interview: Der unter dem Künstlernamen LeFloid auftretende YouTube-Blogger Florian Mundt interviewte am Freitag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Am Montag wurde das Gespräch veröffentlicht. Neue Positionen konnte LeFloid der Kanzlerin nicht entlocken. 

Wieso sie der Interviewanfrage gerade jetzt zustimme, fragte der 27-Jährige anfangs. Merkels Antwort war nüchtern: "Jetzt passt einfach gut", sagte sie - und zwar passt es zur Regierungsstrategie "Gut leben", die die deutsche Kanzlerin im April startete. In dieser Initiative will die deutsche Bundesregierung einen verstärkten Dialog mit allen Bevölkerungsschichten führen.

LeFloid stellte Merkel viele Fragen, die von den eher jungen Zuschauern seiner Seite an ihn herangetragen wurde. Er fragte sie etwa zur gleichgeschlechtliche Ehe, zum Freihandelsabkommen TTIP, zu einem möglichen einheitlichen Abitur für alle deutschen Schulen oder zur Freigabe von Cannabis.

Merkel antwortete zu allen Punkten dabei so, wie es ihre bekannte Linie ist. Bei der gleichgeschlechtliche Ehe sagte sie, sie sei gegen Diskriminierungen, die Ehe sei für sie aber ausschließlich eine Verbindung von Mann und Frau, für homoseuxuelle Paare gebe es die eingetragene Partnerschaft. Ob das nicht Wortklauberei sei, fragte LeFloid nach. "Ich glaube, dass man das auch akzeptieren muss, dass es da verschiedene Meinungen gibt", so Merkel. Solch ein Konflikt müsse halt auch mal eine Weile ausgehalten werden.

"Vielleicht hören Sie mir nicht immer zu"

Merkel erzählte ausführlich, weshalb sie das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP für richtig hält. Dabei versprach sie am Ende der Ausführungen, dass die europäischen Standards etwa im Umweltschutz und bei Sozialstandards erhalten bleiben. Das habe er in dieser Deutlichkeit noch nie gehört, sagte LeFloid – und die Kanzerlin konterte: "Das habe ich schon gesagt. Vielleicht hören Sie mir nicht immer zu". LeFloid kommentierte Merkels Erkläung mit einem "ah, sehr cool" - das dürfte unter seinen Abonnenten eher kontroverse Reaktionen auslösen, denn diese lehnen TTIP überwiegend ab.

Auch beim strittigen Thema Cannabis konnte LeFloid die Kanzlerin nicht von ihren bisherigen Positionen abbringen. "Da bin ich sehr restriktiv", sagte sie ablehnend zu Forderungen nach einer Cannabis-Freigabe.

T-Shirt und Kappe statt Anzug und Krawatte

Optisch setzte sich LeFloid dagegen bei im Kanzleramt aufgezeichneten Gespräch von den üblichen Interviewern der Kanzlerin ab. Er trug T-Shirt und Kappe statt Anzug und Krawatte.

2,6 Millionen Abonnenten

In den vielen Kommentaren etwa auf der Facebook-Seite von LeFloid fanden manche der Kommentatoren die Fragen an Merkel an dem Punkt zu zahm, andere lobten die Seriosität des Fragestellers - was möglicherweise nicht im Sinne von LeFloid sein dürfte. Denn der auf rund 2,6 Millionen Abonnenten seines Kanals kommende Videoblogger profitiert gerade davon, sich von üblichen Fernsehformaten und -moderatoren mit einer unkonventionellen Art abzusetzen.

(APA/AFP/Red.)

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