„The Last Panthers“: Im finsteren Herzen Europas

Milan (Goran Bogdan) ist der Kopf der Juwelenräuber von Marseille
Milan (Goran Bogdan) ist der Kopf der Juwelenräuber von Marseille(c) Studiocanal
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Die Serie „The Last Panthers“ basiert lose auf einer wahren Geschichte von Juwelenräubern. Die Jagd auf die Täter führt auch in die Vergangenheit, mit Rückblenden in den Balkan-Krieg.

Der Juwelenraub in Marseille spielt sich wortlos ab, kein Akzent soll die Herkunft der Täter verraten. Was die drei Männer fordern, steht auf einem Zettel: Sie wollen den Code für den Safe, in dem die wertvollsten Steine lagern. Die Filialleiterin gibt ihn erst heraus, nachdem ihr ein Kübel rosa Farbe über den Kopf geschüttet wurde. Minutiös geplant ist auch die Flucht: Trickreich blockiert das Trio die Polizei, übergibt die Juwelen einer unscheinbaren Frau. Aber das jüngste Bandenmitglied erschießt bei der Verfolgungsjagd unbeabsichtigt ein kleines Mädchen. Die Juwelen sind nun heiße Ware, ihre Räuber sitzen auf der Beute im Wert von 15 Millionen Euro fest.

Die sechsteilige Serie „The Last Panthers“ (von den Bezahlsendern Sky und Canal+ produziert und ab 12. November zu sehen) beginnt rasant. Tat und Flucht sind voll Action inszeniert. Am Ende der Pilotfolge sind drei Hauptfiguren auszumachen: der Dieb Milan (Goran Bogdan), der den Spitznamen Das Tier trägt, und seine beiden Verfolger, der übermotivierte französische Polizist Khalil (Tahar Rahim) und die gewiefte britische Juwelenexpertin einer Versicherung, Naomi (Samantha Morton). „Wir hatten einen Deal. Ich mache die Arbeit auf dem Balkan nicht“, sagt sie, doch ihr Chef (John Hurt) schickt die Spezialistin trotzdem nach Serbien, wo die Diebe vermutet werden. Die Spur führt auch in die Vergangenheit, wie Rückblenden verraten: in die Balkan-Kriege der Neunzigerjahre. Real wie der Krieg ist auch die Pink-Panther-Bande. Deren Mitglieder stammen angeblich fast alle aus dem ehemaligen Jugoslawien und haben dort einst in der Armee gedient oder sich in Milizen verdingt.

Insgesamt dürfte dieses lose Verbrechernetzwerk seit 2003 Waren im Wert von mehr als 500 Millionen Euro erbeutet haben. Die Zahl ist so spektakulär, wie es die Raubzüge sind. Einer führte die Bande 2012 auch nach Wien. Mehrere Mitglieder befinden sich auf freiem Fuß, ein Inhaftierter wurde 2013 in der Schweiz durch eine filmreife Aktion aus dem Gefängnis befreit. Solche Coups dienen als Grundlage für „The Last Panthers“.

David Bowie klingt gespenstisch

Die Idee zur Serie stammt von dem Journalisten Jérôme Pierrat, der sich seit fast 20 Jahren mit dem organisierten Verbrechen beschäftigt. Auch von Gier, Schuld und menschlichen Abgründen solle die Geschichte handeln, sagte Regisseur Johan Renck. Der Hinweis auf diese Metathemen hätte David Bowie überzeugt, seinen neuen Song, „Blackstar“, für diese „Reise ins finstere Herz Europas“ als Titeltrack beizusteuern, behauptet der Regisseur. Gespenstisch klingt Bowie, wenn er zu einem atmosphärischen Chor „On the day of execution only women kneel and smile“ singt. Im Serienvorspann werden dazu Bilder der Figuren mit solchen von Chimären und Dämonen überblendet. Die Bildgestaltung in „The Last Panthers“ sorgt für eine kühle, winterliche Atmosphäre. Die Handlung spielt in serbischen Städten mit gesichtslosen Wohnblöcken, auf einer ungarischen Müllhalde und zwischen tristen Altbauten voller Graffiti in Frankreich.

Hässlich ist auch ein Detail aus der Pilotfolge, in der Rasanz die Psychologie der Figuren meist überdeckt: Ein Hehler (Bojan ?irović) versteckt die Juwelen, indem er sie in Plastik verpackt und schluckt. Sie sind mit einem Faden an einem Backenzahn befestigt. Mehrere Tage stecken die Edelsteine in der Speiseröhre, bis der Mann die Beute unter Schmerzen heraufwürgt. Das große, schnelle Geld, es schmeckt jetzt nach Blut.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2015)

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