ORF: Verhaltenskodex für Moderatoren?

(c) APA (Barbara Gindl)
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Deutsche TV-Journalisten kassieren bis zu 20.000 Euro pro Vortrag. Als Stichprobe fragte die „Presse“ „ZiB2“-Moderator Armin Wolf, wie er seine externen Engagements handhabe. „Ich lehne zirka 80 Prozent der Anfragen ab“.

„So kassieren TV-Moderatoren ab!“, titelte die „Bild“-Zeitung vergangene Woche. Das NDR-Medienmagazin „Zapp“ hatte berichtet, „worüber kaum einer reden mag“: Jeder Journalist mit TV-Präsenz bekomme Angebote, externe Veranstaltungen zu moderieren, so „Zapp“. „Das kann Probleme geben: Kann man einen Bankdirektor kritisch interviewen, wenn man vorher für die gleiche Bank für viel Geld eine Podiumsdiskussion moderiert hat?“ So lassen sich z. B. Tom Buhrow (ARD-„Tagesthemen“) und Claus Kleber (ZDF) pro Moderation oder Vortrag 20.000 Euro bezahlen, so der NDR. Der wurde daraufhin als „Nestbeschmutzer“ beschimpft – immerhin ist der NDR wie ARD und ZDF Teil des deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. „Zapp“-Chef Kuno Haberbusch geht es dabei nur um die Glaubwürdigkeit öffentlich-rechtlicher Medien und die des Journalismus insgesamt, sagt er.

Wie hält es der ORF mit dieser Glaubwürdigkeit? Ein vom Redakteursrat ausgearbeiteter „Verhaltenskodex“ für Mitarbeiter existiert laut dessen Angaben seit zwei Jahren – wurde aber von Generaldirektor Wrabetz noch nicht abgesegnet.Dieser würde z. B. Nebenerwerbstätigkeiten verbieten, die den Journalisten in die Nähe einer Partei oder eines Unternehmens rücken, über die er berichten könnte. Das sei aber auch schon so garantiert, meint ORF-Kommunikationschef Pius Strobl: „Die Struktur“, also Hauptabteilungsleiter und Direktoren, verhindern Unvereinbarkeiten. Der Kodex werde beim General derzeit auf seine Praktikabilität hin geprüft, so Strobl.

Armin Wolf moderiert acht Mal im Jahr

Als Stichprobe fragte die „Presse“ „ZiB2“-Moderator Armin Wolf, wie er seine externen Engagements handhabe. „Ich lehne zirka 80 Prozent der Anfragen ab – alle, bei denen ich den Eindruck habe, sie passen nicht zu meinem Job: z. B. alle Veranstaltungen von Parteien, Parteivorfeldorganisationen, Ministerien und anderen öffentlichen Stellen, auch der EU“, daneben auch „einen großen Teil“ anderer Anfragen. „Insgesamt komme ich wohl auf sechs bis zehn Veranstaltungen pro Jahr, z.B. demnächst einen Vortrag beim Digitalmarketing-Kongress. Das muss vom ORF jeweils genehmigt werden.“ Wie viel Geld Wolf damit verdient? „Das kommt auf die Veranstaltung an.“ Einen Jahresdurchschnitt wollte er nicht angeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2009)

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