Eva Dichand: „Heute“ überholt in Wien die „Krone“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eva Dichand, Chefin der Gratiszeitung "Heute", im Gespräch mit der "Presse" über die Österreichische Auflagenkontrolle und ihren Schwiegervater Hans Dichand.

Die Presse: Warum übersiedeln Sie?

Eva Dichand: Unsere bisherigen Büros waren wie die einer Schulzeitung – die Onlineredaktion saß in der Küche! Jetzt ist alles auf einer Ebene, wir haben uns dafür bei „Bild“ und „20 Minuten“ umgeschaut. Und wir sitzen jetzt 300 Meter weg vom alten Büro, zwischen Ö3 und „Krone“.

Wie geht das? Andere sparen in der Krise.

Dichand: 2009 hatten wir im ersten Quartal plus 30 Prozent Nettoumsatz. Das liegt an der vielen Handelswerbung, die bei uns geschaltet wird. Aber, ja: Büromöbel bestellen derzeit sicher nur wenige... Bei uns war das notwendig. Unsere „Garagenfirma“ davor war nicht wirklich repräsentativ.

Sie haben einen neuen Vizechefredakteur und suchen auch weitere Journalisten?

Dichand: Andreas Kornhofer, der war bei „Täglich Alles“. Wir suchen auch Leute, ja.

Ist OÖ-Chefredakteur Harald Zeilinger noch bei Ihnen?

Dichand: Der hat uns verlassen. Wir haben uns einvernehmlich getrennt.

Wie geht's „Heute“ mit der Auflagenkontrolle?

Dichand: Schon im Sommer werden wir fürs erste Halbjahr in Wien 330.000 entnommene Zeitungen melden. Das ist die mit Abstand höchste Auflage. Die „Krone“ hat in Wien eine Druckauflage von rund 160.000 Stück. National liegen wir mit rund 470.000 Stück hinter ihr an zweiter Stelle.

Ihre Erwartungen für die Mediaanalyse?

Dichand: Laut Regioprint sind wir jedes Jahr fünf bis sieben Prozent gewachsen – das hat aber Grenzen. Bei der Mediaanalyse erwarten wir uns über 30% Reichweite in Wien/NÖ.

Ihre Gratiszeitungsstrategie für die Zukunft?

Dichand: Es gibt den Plan, eine Sonntagszeitung zu machen. Die Krise könnte aber noch länger dauern, deshalb bündeln wir unsere Ressourcen vorläufig zur Auflagensteigerung – für noch ein Jahr Kampf gegen „Österreich“. Neue Bundesländer wollen wir vorerst nicht erschließen. Aber wir möchten die Onlineredaktion g'scheit integrieren, auch ein Entertainmentportal mit viel Bewegtbild anbieten – vor allem für Schüler. Da geht's aber um keine größenwahnsinnigen Projekte um zwölf Millionen Euro, für die man dann vier Millionen Staatsanleihe bräuchte (Anspielung auf Fellners „Money“, Anm.).

Wie könnte Ihre Sonntagszeitung aussehen?

Dichand: Das wird kein Konkurrenzprodukt zu den bestehenden. Es geht in Richtung kompakte News, Lebensberatung. Auch Serien – etwa wie der „Stern“ über den Islam – sind vorstellbar. Die könnten dann auch von externen Journalisten geschrieben sein.

Wie lange wird „Österreich“ noch existieren?

Dichand: Wir wundern uns schon lange. Die werden offenbar mit Nachdruck am Leben gehalten. Eitelkeiten und Machtbestreben prägen ja die Branche. Die Frage ist, ob diese Blasen platzen. „Österreich“ wird immer mehr zur Gratiszeitung – wir haben aber das bessere wirtschaftliche Konzept.

Gibt's, wie immer wieder kolportiert, einen geschäftlichen Zusammenhang mit der „Krone“?

Dichand: Das stellen sich die Leute so einfach vor. Mein Schwiegervater (Hans Dichand, „Krone“-Herausgeber) darf aus Konkurrenzgründen nicht an anderen Tageszeitungen beteiligt sein. Die WAZ (Hälfteeigentümer „Krone“) hat viel Aufwand betrieben und herausgefunden, dass es keine Verbindung gibt.

Wer war dann zu Beginn Ihr Geldgeber?

Dichand: Die Bank Austria mit einem Drei-Mio.-€-Kredit. Am Anfang war's nicht leicht. Da haben alle gesagt: „Na, die spinnen ja.“ Die sehen aber nicht, was man für den Erfolg tun muss. Ich hab so viel gearbeitet wie kaum eine Frau, die ich kenne – und daneben zwei Kinder gekriegt. Manchmal denk ich mir: In meinem nächsten Leben werd ich Hausfrau.

Zuletzt gab es wieder Aufregung um Ihren Schwiegervater wegen des Schwenks von Faymann zu Pröll. Wie mächtig ist er?

Dichand: Das haben mich schon 500 Leute gefragt. Er sagt immer nur, er werde ja wohl noch seine Meinung ändern dürfen.

Was tut sich in Sachen Rückkauf der WAZ-Anteile an der „Krone“?

Dichand: Ich sag immer: Da tut sich nix.

AUF EINEN BLICK

Eva Dichand stieß 2005 zur Gratiszeitung „Heute“, (Geschäftsführerin, Herausgeberin). Sie ist mit „Krone“- Chefredakteur Christoph Dichand verheiratet.

„Heute“ meldet heuer erstmals an die Auflagenkontrolle: In Wien liegt es mit einer verbreiteten Auflage von 330.000 Stück dann weit vor den Platzhirschen „Krone“ (136.000 verkaufte Ztg.), „Kurier“ (92.000), „Österreich“ (gilt in Wien als Gratiszeitung; 61.000). [APA/Gindl]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2009)

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