Manfred Jochum: Journalist und Vollblutmensch

(c) APA (Thomas Ramstorfer)
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Manfred Jochum, Doyen der Wissenschaftsjournalisten, ist im Alter von 66 Jahren gestorben.

Historiker, Volksbildungsmann, Wissenschaftsexperte, Journalist: Manfred Jochum war in einem breiten Spektrum unterwegs. Freitag ist er nach schwerer Krankheit im 67. Lebensjahr gestorben.

Auf der einen Seite zuvorkommend und mit ausgesuchter Höflichkeit, auf der anderen mit der ihm eigenen Kompetenz, so kannten ihn seine Wegbegleiter. Er war Wiener und durchlief zahlreiche berufliche Stationen: Nach dem Volksschullehramt wechselte er in den sozialpädagogischen Bereich, schloss daneben das Studium der Erziehungswissenschaften, Psychologie und Geschichte ab, war als Assistent und Lehrbeauftragter an der Uni Wien tätig. 1976 fand er schließlich mit dem Eintritt in den ORF-Hörfunk sein Berufsfeld für 26 Jahre. Er baute die Redaktion des „Radiokollegs“ auf, übernahm die Leitung der Radiohauptabteilung „Gesellschaft, Bildung, Wissenschaft“, wurde Wissenschaftssprecher des Gesamt-ORF und war schließlich von 1998 bis 2002 Hörfunkintendant.

„Er hat Standards gesetzt“, sagt heute ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. 2002 musste Jochum mit dem ORF-Farbenwechsel – die ÖVP hievte Monika Lindner an die Spitze – seine Funktion verlassen. Nun zeigte sich, wie gefragt der ORF-Mann war: Er wurde Vorsitzender des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten, Uni-Rat an der Uni Klagenfurt, Mitglied der Arbeitsgruppe für ein „Haus der Geschichte“, er wirkte als Buchautor, Vortragender, Organisator, auch noch, als ihm eine schwere Krankheit zu schaffen machte. Jochum erhielt mehrere Staatspreise und Auszeichnungen, darunter das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Forschung I. Klasse. ewi

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2009)

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