Vorstadtweiber, Folge 15: Ein Baby und doch kein Toter

Nur Mordfall aufklären oder zarte Annäherung? Jörg Pudschedl (Thomas Mraz) und Nicoletta (Nina Proll)
Nur Mordfall aufklären oder zarte Annäherung? Jörg Pudschedl (Thomas Mraz) und Nicoletta (Nina Proll)ORF (Petro Domenigg)
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Episodenrückschau, Staffel zwei, Folge 5: Es ist also doch niemand gestorben in der letzten Folge. Jetzt werden die ungewöhnlichsten Allianzen geschmiedet und Waltraud wird - endlich! - Mutter.

Spoiler: Wir verraten den Inhalt der fünften Folge der zweiten Staffel.

Das war er also, der erste richtige Cliffhanger mit überraschender Wendung. Wir erinnern uns: In der letzten Szene der vergangenen "Vorstadtweiber"-Folge lag ein regungsloser Körper im Pool und wir waren uns sicher, dass jetzt schon wieder jemand gestorben ist. Das Beruhigende: Nicht nur der Zuseher dachte das, sondern auch Vorstadtfrau Sabine (Adina Vetter) und ihr Liebhaber Bertram Selig (Lucas Gregorowicz). Letzterer ergriff deshalb rasch die Flucht, so sicher wahr er sich, er habe den Schönheitschirurgen Dr. Felix Heldt (Michael Masula) ins Jenseits befördert. Aber nein, der erlitt nur eine ordentliche Kopfverletzung und trank ein bisschen zu viel Chlor-Wasser. Sabine aber landet nach dem kurzen Liebes-Hochgefühl mit Berti unsanft am Boden der Realität und der kühl eingerichteten Villa. Der Mann, in den sie sich verliebt hat, ist tatsächlich nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Daran haben wir nie gezweifelt, dass er aber in einer fernen Stadt Frau und zwei Kinder hat, wie wir in der letzten Szene dieser Folge erfahren, damit haben wir nicht gerechnet. Das einzige, was Sabine nun von Berti hat, ist die leer stehende Villa, die sie hüten soll. Wobei, das ist ja auch nicht schlecht.

Zwischenmenschlich ergeben sich einige Verschiebungen in der aktuellen Folge der "Vorstadtweiber". Das soll von den Schwächen des Drehbuchs ablenken, die trotzdem unübersehbar sind. Waltraud (Maria Köstlinger) entbindet - endlich möchte man da fast sagen! - ihr Kind, wir erfahren allerdings zunächst nicht, ob es ein Bub oder ein Mädchen ist. Das bleibt nicht das einzig Ungewöhnliche an diesem Erzählstrang. Wir konnten noch darüber hinwegsehen, dass die Wehen bei Waltraud ausgerechnet während des Treffens mit Minister Joachim Schnitzler (Philipp Hochmair) im Garten jenes Gasthofs einsetzten, in dem ihr Mann getötet wurde. Dass der verdutzte Politiker sich dann aber nicht dagegen wehren kann, von Rettungskräften und Krankenhausbediensteten für den Vater des Neugeborenen gehalten zu werden, ist einigermaßen seltsam. Und es wird noch besser: Eigentlich wollte Waltraud ihn erpressen, weil sie annimmt, dass Schnitzler ihren Mann Josef (Simom Schwarz, seit Staffel zwei nicht mehr dabei) umgebracht hat. Im postnatalen Dusel vergisst sie ihr Vorhaben nicht nur, sie gibt dem Minister sogar ihre Wohnungsschlüssel, damit er ihr saubere Sachen ins Krankenhaus bringt. Wer lässt bitte freiwillig den wahrscheinlichen Mörder seines Ehemanns in die eigenen vier Wände? Und natürlich, Schnitzler entdeckt in der Steinberg-Villa die selbstverständlich offen herumliegenden (?!) Kontoauszüge und Schmiergeld-Listen, was ihn sichtlich erfreut. Manchmal sind die Szenen so haarsträubend einfach und vorhersehbar gestrickt, dass es schmerzt.

Mitten unterm Erpressungsversuch kommt das Kind von Waltraud (Köstlinger)
Mitten unterm Erpressungsversuch kommt das Kind von Waltraud (Köstlinger) ORF (Petro Domenigg)

Aber wie gesagt, es werden einige neue und zum Teil überraschende Allianzen in dieser Folge geschlossen. Da ist zunächst einmal Maria (Gerti Drassl), die sich plötzlich wieder mit ihrer Schwägerin Sylvia (Julia Stemberger) versteht. Nicht ohne ihr zuerst bei einem Abendessen und einem Glas Wein (trotz Schwangerschaft! Das hätten wir der sonst so disziplinierten Maria nicht zugetraut.) zu erklären, wie "arrogant, eitel, eingebildet, überheblich, intrigant, ignorant, geschmacklos, unpünktlich" sie sie früher fand. Die Schwester ihres Mannes Georg (Juergen Maurer) hat sich aber nach der Scheidung von Banker Hadi (Bernhard Schir) aufgerappelt und verdient ihr Geld nun als geschäftstüchtige und kaltherzige Immobilienmaklerin. Ihrer schwangeren Schwägerin Maria verspricht sie nun aber einen Job. Und die braucht so dringend Geld, dass ihr egal ist für wen oder wie sie arbeitet.

So etwas wie Freunde sind die einst verhassten Schwägerinnen Sylvia (Stemberger) und Maria (Drassl).
So etwas wie Freunde sind die einst verhassten Schwägerinnen Sylvia (Stemberger) und Maria (Drassl). ORF (Petro Domenigg)

Weniger eine Allianz als beinah so etwas wie eine echte Freundschaft entwickelt sich zwischen Caro (Martina Ebm) und Waltraud. Im Hause Melzer hängt nämlich der Haussegen (schon wieder oder jetzt erst recht) schief, nachdem Caro erfahren hat, dass ihr Hadi wieder mit seiner Ex (der oben erwähnten Sylvia) ins Bett steigt, und zwar ausgerechnet in jenem Puffzimmer, in dem er sich früher mit Caro vergnügt hat, als er noch mit Sylvia verheiratet war. Caro zieht also kurzerhand mit dem Rollköfferchen zu Waltraud.

Außerdem hat Caro ihrem Mann endlich verraten, dass sie eine Tochter hat. Hadi ertränkt seinen Kummer an der Bar von Nicoletta Huber (Nina Proll), den Betrunkenen spielt Bernhard Schir ein bisschen zu sehr in Löwinger-Bühnen-Manier. Der von allen Seiten geschasste Banker erkennt aber nicht, warum seine junge, zweite Frau wirklich enttäuscht ist und glaubt fälschlicherweise, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen sein will, weil er seinen Bankjob verloren hat. Umgekehrt weiß Caro nicht, dass sich zwischen den Ex-Eheleuten abseits der horizontalen Ebene nicht mehr viel abspielt. Sylvia sagt Hadi unmissverständlich vor ihrer Wohnungstür in Grinzing, dass sie zwar gerne gelegentlich mit ihm ins Bett geht, aber sicher nicht mehr will, dass er bei ihr übernachtet. Geschweige denn seine Sorgen bei ihr ablädt.

Aussehen wie ein feuchter Herbsttag

Die vielleicht ungewöhnlichste Annäherung hat sich schon seit einigen Folgen angekündigt: die zwischen Nicoletta und dem vollschlanken Kriminalbeamten Jörg Pudschedl (Thomas Mraz). Vordergründig wollen die beiden den Mord an Josef Steinberg aufklären und sie sind sich beide erstaunlich einig in der Annahme, dass Waltraud die Täterin ist. Aber nach einem Besuch am Tatort und diversen Schnitzeln, die der Kriminalbeamte stets verspeist, kommen die beiden einander näher. Wahrscheinlicher ist, dass Nicoletta mit ihrer schmeichelweichen Art etwas ganz anderes erreichen will. Denn den jungen, neurotischen Pudschedl sehen wir nicht unbedingt an ihrer Seite. Der Kriminalbeamte ist vor allem mit seinen Eltern gestraft, bei denen er immer noch wohnt und über die er sagt: "Subjektiv gesehen kann man über meine Eltern sagen was man will, aber objektiv sind sie Arschlöcher". Als er sich für das nächste Treffen mit Nicoletta etwas modischer kleidet, fragt seine Mutter (die großartige Susi Stach) am Frühstückstisch: "G'fallt Dir eigentlich, wie du ausschaust?" Und sein Vater legt nach: "Wie riechst denn du? Früher hast nach Kölnisch Wasser gerochen und ausgeschaut wie ein feuchter Herbsttag. Jetzt riechst nach Cote D'Azur und siehst trotzdem aus wie Lignano." Wer solche Eltern hat. braucht keine Feinde mehr. Das Motto gilt in dieser Serie aber ohnehin für alle und jeden.

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