Duell um den ORF: Jetzt geht's los

Die ORF-Programmpr�sentation 2012
Die ORF-Programmpr�sentation 2012(c) ORF (Thomas Ramstorfer)
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Richard Grasl wird am Donnerstag im Stiftungsrat seine Kandidatur verkünden.

Ein letztes Mal tagt heute, Donnerstag, der Aufsichtsrat des ORF, bevor er am 9. August einen neuen Generaldirektor bestellen wird. Die Tagesordnung für die Stiftungsrats-Sitzung steht längst, das Gremium hat einiges zu entscheiden. Und ein weiterer Punkt wird noch dazukommen: Am Mittwoch verdichteten sich am Küniglberg die Gerüchte, dass die bisherige Nummer 2 im ORF, der kaufmännische Direktor Richard Grasl, in dieser Sitzung seine Kandidatur für den Posten des ORF-Generaldirektors verkünden wird. Aus seinem engsten Umfeld war zu erfahren, dass er die 35 Stiftungsräte – also jene, die ihn wählen sollen – als erste über sein Vorhaben informieren wollte. Erst danach, oder parallel dazu, wird es eine offizielle Stellungnahme per Aussendung geben.

Dass der ehrgeizige 42-jährige Richard Grasl gegen den amtierenden ORF-Chef Alexander Wrabetz kandidieren wird, gilt schon länger als so gut wie gewiss. Er selbst und sein Büro wollten am Mittwoch auf Nachfrage aber keinen Kommentar dazu abgeben.

Zu tun hat der Stiftungsrat am Donnerstag auch sonst einiges. Über den Teilverkauf des Funkhauses in der Argentinierstraße abstimmen zum Beispiel und über den Jahresabschluss für 2015. Ebenso zu klären ist die Frage, ob der Stiftungsrat eine Nachnominierung von Kandidaten (wie jene von Wrabetz 2006 gegen Monika Lindner) weiterhin zulässt oder nicht.

Hearing im Publikumsrat

Und ob und wie die Kandidaten für das Amt ein öffentliches Hearing nach Vorbild der Rechnungshof-Bestellung absolvieren sollen. Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) hält ein Hearing im Stiftungsrat nicht für möglich, wie er am Mittwoch sagte. Aktienrechtliche Gründe würden dagegen sprechen. Er kann sich aber ein öffentliches Hearing im Publikumsrat, dem zweiten Aufsichtsgremium des ORF, vorstellen.

Wenn Grasl nun seine Kandidatur bekannt gibt, beginnt sieben Wochen vor dem Wahltermin der Wahlkampf. Endlich, meinen viele Beobachter in und außerhalb des ORF. Es sei nun wichtig, eine inhaltliche Debatte über die unterschiedlichen Konzepte der beiden Kandidaten zu führen.

Zuletzt haben Wrabetz und Grasl noch einige Entscheidungen – wie den Funkhaus-Verkauf – gemeinsam vorangetrieben und durchgezogen, auf der VIP-Tribüne des EM-Spiels Österreich gegen Ungarn vergangene Woche sollen sich die beiden aber keines Blickes mehr gewürdigt haben. Die Postenbesetzung ist auch ein Politikum – obwohl Regierungsvertreter, ORF-Führung und Stiftungsräte nicht müde werden, das Gegenteil zu behaupten. Bundeskanzler Christian Kern erklärte bereits, dass Wrabetz sein Kandidat und der der SPÖ sei. Richard Grasl gilt, sollte er antreten, als Kandidat der ÖVP. Doch die Stimmen der Großparteien reichen nicht. Wer gewinnen will, braucht mindestens 18 von 35 Stimmen. Es gilt, die neun Vertreter, die nicht in Freundeskreisen organisiert sind, zu überzeugen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2016)

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