Urheberrecht neu: "Kultur-Flatrate" im Internet gefordert

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Die aktuelle Definition von geistigem Eigentum stamme noch aus der "Gutenberg-Galaxis", sagt Medienforscher Norbert Bolz. Wer auf geschützte Inhalte zugreifen will, soll eine Art Grundgebühr zahlen.

Dass mit geistigen und kulturellen Leistungen in Zeiten des Internet immer weniger Geld zu verdienen ist, spüren sowohl Plattenfirmen als auch Medienhäuser. Während die einen mit illegalen Downloads kämpfen, sehen sich die anderen immer stärker mit der Frage konfrontiert, wie man mit Online-Inhalten denn eigentlich Profit machen kann, wenn niemand mehr dafür bezahlen will. Der Berliner Medienwissenschafter Norbert Bolz schlägt einen gänzlich neuen Weg vor: Er verlangt eine Neudefinition geistigen Eigentums und propagiert Modelle wie eine Kultur-Flatrate im Internet, wie er anlässlich des Forum Alpbach erläuterte.

Nicht mehr in der "Gutenberg-Galaxis"

"Das Copyright, so wie wir es kennen, entspringt der Buchkultur. Wir sind aber aus dieser 'Gutenberg-Galaxis' längst ausgetreten", meint Bolz. Zwar bräuchten Kulturleistungen weiter Schutz, "aber die Übertragung von Rechtsrahmen aus dem 18. Jahrhundert auf die Welt des Internet ist zum Scheitern verurteilt".

Wasserzeichen für Inhalte

Eine Möglichkeit sei die Idee, geistige Arbeit mit "Indizes" oder Trademarks zu versehen, die wie Wasserzeichen funktionieren und Originale kennzeichnen. "Damit könnte man zwar auf alles zugreifen, aber die Tatsache nicht verwischen, dass dieses Wissens-Item nicht von einem selbst stammt."

Grungebühr für geistiges Eigentum

Bolz hält auch die immer wieder ins Spiel gebrachte kulturelle Flatrate für einen gangbaren Weg: Dabei würde "von jedem, der überhaupt Zugang zu geistigem Eigentum haben will, eine Art Grundgebühr verlangt". Die daraus gewonnenen Mittel würden auf die Kulturschaffenden verteilt.

Financial Times als Lehrbeispiel für Medien

Den Medienunternehmen rät er, im Internet auf spezialisierte Angebote zu setzen. "Die Menschen sind nicht mehr bereit, für allgemeine Informationen zu zahlen, für detaillierte, ausdifferenzierte, hochanalytische Informationen" dagegen schon. Ein Vorbild in dieser Hinsicht ist für ihn die Financial Times, die neben den allgemeinen News, die auf der Website gratis abrufbar sind, einen kostenpflichtigen Bereich mit tiefgehender Wirtschaftsanalyse biete.

Internet und "alte" Medien in Koexistenz

Bolz glaubt grundsätzlich nicht, dass das Internet viele Medien überflüssig machen wird, da jedes eine eigene "Gestaltqualität" habe, die nicht auf dem Computer reproduzierbar ist. "Einen tollen Roman als Taschenbuch kann man auch bedenkenlos zum Strand mitnehmen. Jedes 'alte' Medium wird sich einregeln in eine ökologische Nische, in der es nach wie vor eine Überlebenschance hat."

(APA)

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