Manfred Krug: Der Liebling aus dem Osten ist tot

Manfred Krug
Manfred Krug(c) APA/dpa/Sebastian Kahnert (Sebastian Kahnert)
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Der Schauspieler starb im Alter von 79 Jahren in Berlin.

Hemdsärmelig. Mit Berliner Schnauze. Ein bisschen ruppig zwar, aber keiner, der eine harte Schale braucht, damit alle einen weichen Kern vermuten. So bleibt er dem Fernsehpublikum in Erinnerung: Manfred Krug hat zehn Jahre lang in 58Folgen den Berliner Anwalt Robert Liebling gespielt – und man weiß, dass Jurek Becker, der Autor der Serie „Liebling Kreuzberg“, diese Figur dem Schauspieler auf den Leib geschrieben hat. Die beiden waren enge Freunde, lebten zeitweise in einer Wohngemeinschaft. Und so manches, womit der Schauspieler Krug Aufsehen erregte, wäre dem Anwalt Liebling wohl auch eingefallen. Man denke daran, wie Krug einem Stasi-Mann in aller Öffentlichkeit eine Ohrfeige verpasst hat. Oder wie er sich bei den Aktionären der Deutschen Telekom entschuldigte, weil er für die alles andere als krisenfesten Aktien des Unternehmens geworben hatte. Den Werbevertrag war er dann natürlich los.

Manfred Krug, 1937 in Duisburg als Sohn eines Eisenhütten-Ingenieurs geboren, machte erst eine Lehre zum Stahlschmelzer – seine markante Narbe geht auf einen Arbeitsunfall zurück –, studierte dann Schauspiel in Berlin und wurde in der DDR mit Filmen wie „Wege übers Land“, „Fünf Patronenhülsen“ und als Jazzsänger populär. 1976 unterzeichnete er die Proteste gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann und wurde mit Berufsverbot belegt. Sechs Monate lang war er arbeitslos, 1977 ließ das Regime ihn in den Westen ziehen. Hier ist ihm eine zweite Karriere gelungen: als „Tatort“-Kommissar, als Lastwagenfahrer Franz Meersdonk in der ARD-Serie „Auf Achse“ und eben auch als Anwalt in „Liebling Kreuzberg“, der das Herz am rechten Fleck hat und für seine Klienten durch das Feuer geht.

Manfred Krug hat sich nach einem Schlaganfall von der Schauspielerei zurückgezogen, hat Gedichte, Erzählungen geschrieben, zwei Biografien verfasst und an seine Anfänge als Jazz-Sänger angeknüpft. 2014 musste er sich einer Herzklappenoperation unterziehen, ging aber weiter als Sänger auf Tournee. Manfred Krug starb im Alter von 79 Jahren im Kreis seiner Familie in Berlin. [ APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2016)

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