Facebook, Google und die Falschnachrichten

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Das soziale Netzwerk und andere IT-Konzerne reagieren auf Kritik nach der US-Wahl und wollen künftig Anbieter erfundener Nachrichten und Verschwörungstheorien von Werbeeinnahmen ausschließen.

Das Ergebnis der US-Wahl ruft auch Kritik an Facebook, Google und anderen Onlinenetzwerken hervor. Vorgeworfen wird ihnen, durch die Verbreitung von Falschnachrichten zum Wahlerfolg von Donald Trump beigetragen zu haben. So hatte sich zum Beispiel ein Text einer bislang unbekannten Website verbreitet, in dem behauptet wurde, Papst Franziskus würde Trump unterstützen. Immerhin 44 Prozent aller Amerikaner beziehen ihre Nachrichten heute direkt über das soziale Netzwerk.

Facebook-Gründer Marc Zuckerberg, selbst Befürworter der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, hat das Vorgehen seiner Plattform seit der Wahl zwei Mal verteidigt, unter anderem in einem ausführlichen Eintrag auf seiner eigenen Facebook-Seite. Er schrieb darin, man wolle jedem eine Stimme geben, es sei daher schwer, manchen dieses Recht zu verwehren. Zudem sei nur ein Prozent aller getätigten Aussagen Falschmeldungen. Deswegen sei es sehr unwahrscheinlich, dass diese Meldungen die Wahl in die eine oder andere Richtung beeinflusst hätten.

Kritik von außen ist Facebook gewöhnt, ungewöhnlich für das Silicon-Valley-Unternehmen ist allerdings interner Unmut. Wie die Website Buzzfeed berichtet hat, sind einige Facebook-Mitarbeiter so empört über den Ausgang der Wahl, dass sie sich inoffiziell zusammengetan haben, um auf eigene Faust den Einfluss von Falschnachrichten zu erforschen. Ihre Ergebnisse wollen sie später dem Unternehmensmanagement präsentieren.

Störenfrieden den Geldhahn zudrehen

Unterdessen gaben Facebook und Google am Montag bekannt, dass sie konkrete Maßnahmen gegen Falschnachrichten setzen werden. Ab sofort wollen sie Anbieter von erfundenen Meldungen keine Werbeerlöse mehr ausbezahlen. Wie das technisch funktionieren soll, wurde nicht bekannt. Bisher werden automatisch alle Anbieter von Websites an Werbeeinnahmen beteiligt, sobald Nutzer auf ihre Inhalte klicken.

Die Technologie-Seite Gizmodo hatte zuvor behauptet, Facebook würde bereits über die nötige Technik verfügen, Falschnachrichten zu erkennen und auszusieben. Bisher habe es sich aber geweigert, diese anzuwenden, um konservative Medien nicht zu verstimmen. Zudem sei der Algorithmus im Juni zwar insofern geändert worden, als Einträge von Freunden vor Medieneinträgen angezeigt werden. Ein weiteres Update, das Falschnachrichten nach hinten reiht, sei allerdings nie durchgeführt worden.

Die jüngste Welle an Kritik an Facebook löst erneut eine Grundsatzdebatte aus: Ist das Netzwerk wie ein Medienanbieter zu behandeln und fällt daher unter andere, schärfere Gesetze? Marc Zuckerberg verneint diese Frage konsequent. Auf der Plattform würden längst nicht nur Medieninhalte, sondern auch Fotos und Nachrichten ganz anderer Natur geteilt. Es handle sich nicht um ein Medium.

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