Disney trennt sich von Internetstar

Virtueller Star: Kurze Nonsense-Clips machten den Schweden Felix Kjellberg im Internet weltweit populär.
Virtueller Star: Kurze Nonsense-Clips machten den Schweden Felix Kjellberg im Internet weltweit populär.(c) APA/AFP/GETTY IMAGES/JOHN LAMPARSKI
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Videoblogs. Mit mehr als 53 Millionen Abonnenten ist "PewDiePie" der erfolgreichsteYouTuber aller Zeiten. Wegen antisemitischer Witze wirft der Disney-Konzern den Schweden nun hinaus.

Stockholm. Millionen Menschen auf der ganze Welt haben sein am 11. Jänner bei YouTube veröffentlichtes Video gesehen: Zwei dunkelhäutige Inder mit nackten Oberkörpern und Blumenhalsketten posieren und halten ein Schild in die Höhe: „Tod allen Juden“. In einem weiteren Video sagt ein als Jesus verkleideter Mann: „Hitler hat absolut nichts falsch gemacht.“ Und ein anderes Mal posiert der junge Mann aus Schweden in einer NS-Uniform und spielt eine Rede von Hitler ein.

Felix Kjellberg ist unter dem Namen „PewDiePie“ der weltweit erfolgreichste Videoblogger der Internetplattform YouTube und scheffelte im Vorjahr Millionen mit seinen Clips. Doch wegen antisemitischer Inhalte hat Walt Disney nun die Zusammenarbeit mit dem 27-Jährigen beendet, der 2012 vom Unterhaltungsriesen unter Vertrag genommen wurde und vor allem junges Publikum anlocken sollte. Inhaltlich wurde ihm dabei völlige Freiheit gewährt.

Seit August 2016 hat Kjellberg laut dem „Wall Street Journal“ insgesamt neun Videos veröffentlicht, die antisemitische Witze oder NS-Inhalte zeigen. Zahlreiche rechtsradikale Foren hatten den Videoblogger für diese Inhalte gefeiert. Diese haben anscheinend keine Ironie darin gesehen, während Kjellberg selbst unterstrich, dass er Videos zur Unterhaltung mache. Er sei gegen „jede Art hasserfüllter Einstellung“, die Inhalte seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Sie hätten nichts mit Politik zu tun, aber er verstehe, dass „diese Witze letzten Endes zu anstößig waren“. „Ich bin kein Antisemit oder wie man das nun nennt. Das sollte einfach nur eine lustige Sache sein. Ich schwöre, ich liebe Juden. Ich liebe sie“, sagt er.

Junger Multimillionär

Nach dem eher halbherzigen Studium wusste der Computerspielliebhaber nicht richtig, was er mit seinem Leben anfangen sollte, und begann erst einmal, bei einem Würstelstand zu arbeiten. In seiner Freizeit drehte der gut aussehende Schwede mit intensiven blauen Augen Videos, in denen er einfach populäre Computerspiele spielte – und das auf lustig-ironische Weise kommentierte.

Unter dem Namen „PewDiePie“ veröffentlichte er die Filmchen bei YouTube. Das hatte zuvor niemand gemacht, es kam bei jüngeren Internetnutzern unglaublich gut an. Millionen Menschen wollten ihm zusehen.

Kjellberg stieg zum erfolgreichsten YouTuber aller Zeiten auf – und zum Multimillionär. Heute hat er hat weltweit über 53 Millionen Abonnenten. Ende August 2016 soll er laut YouTube im Monat zwischen 681.000 Euro und 1,1 Millionen Euro verdient haben. Nachdem das „Wall Street Journal“ den Disney-Konzern damit am Montag konfrontierte, reagierte dieser mit Auflösung des Geschäftskontaktes. „Obwohl Felix sich gerade durch Provokation und Respektlosigkeit eine Anhängerschaft geschaffen hat, ist er nun zu weit gegangen. Die Videos sind unangebracht“, so eine Sprecherin der für Kjellberg verantwortlichen Disneyfirma Maker Studios.

Schwedens Medien waren am Dienstag voller Verständnis für Kjellberg. Er habe es leider etwas übertrieben, sei aber missverstanden worden, lautete der allgemeine Tenor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2017)

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