ORF TVThek: "CSI Miami" ist nicht der Auftrag

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Der ORF startet am Montag seine Video-on-Demand-Plattform "TVthek".

„Fernsehen für Unpünktliche“, nennt es Hubert Nowak, der das Projekt TVthek für den ORF leitet: Ab heute bietet man nicht wie bisher 20, sondern 70 Nachrichtensendungen und Magazine zum „Nachsehen“ im Internet an. Die TVthek (http://tvthek.orf.at) ist bei anderen Öffentlich-Rechtlichen schon Standard: sei es die „Mediathek“ von ARD und ZDF, sei es der BBC-iPlayer. Der ORF hat sein Abrufangebot seit 2007 angekündigt. „Das hat schon an meiner Glaubwürdigkeit gezehrt“, sagt ORF-Online-Direktor Thomas Prantner. „Schuld“ an der großen Verspätung trägt die EU-Kommission: Sie hat ihr Prüfverfahren über den ORF erst im Oktober abgeschlossen. Darin enthaltene Bedingung aus Brüssel: Das Angebot muss vorerst werbefrei sein.

Und: Der ORF darf nur Eigen- oder Koproduktionen zeigen – von „Bundesland heute“ über „Seitenblicke“ und „Newton“ bis zum „Club 2“. Denn: „,CSI Miami‘ ist nicht der Auftrag“, so Prantner. Die Sendungen sind bis eine Woche lang nach der Ausstrahlung abrufbar. Einzelne Sportevents (z.B. Fußball, Ski) wird es nur 24 Stunden bzw. gar nicht zum Nachsehen geben – dann, wenn der ORF nicht über die Onlinerechte verfügt.

Comedy wie „Willkommen Österreich“ und „Wir sind Kaiser“ (beide werden nicht vom ORF selbst produziert) steht derzeit nicht zur Verfügung. Man habe beim „Startpaket“ der TVthek den Fokus auf Info, Kultur, Bundesländer gelegt, das Angebot werde 2010 aber erweitert, so Prantner: „Sofern wir über Onlinerechte verfügen, werden wir dann auch Comedyformate in der TVthek anbieten.“ Die ORF-Soap „Das Rennen“ gibt es z. B. schon jetzt.

Das Navigieren auf der Plattform ist nach Sendungslogo, -namen oder Thema möglich. 30.000User sollen gleichzeitig zugreifen können. Technische Voraussetzung ist für sie – unabhängig von Internetbrowser oder Betriebssystem – ein Windows Media Player. Die BBC wurde für diese Begünstigung der „Microsoft-Monokultur“ scharf kritisiert. Bis Jahresende soll auch der Microsoft-Silverlight-Player implementiert werden. Im Vergleich zum bisherigen On-Demand-Angebot bietet die TVthek eine höhere Bildauflösung. Die Gesamtentwicklungskosten beziffert Prantner mit einer Million Euro. 2010 soll es die TVthek auch für das Handy geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2009)

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