„Monocle“ entdeckt im August wieder die Zeitung

Vor zehn Jahren erschien das erste Magazin. Nun bringt Verleger Tyler Brulé eine Wochenzeitung heraus.

Ab heute, Donnerstag wird die englischsprachige „Monocle“-Zeitung im Zeitschriftenhandel und in den verlagseigenen „Monocle“-Shops (etwa London, New York, Tokio) erhältlich sein. Der 2007 gegründete Verlag des kanadischen Journalisten Tyler Brulé wurde bekannt durch seine eskapistischen Lifestyle-Magazine für viel reisende Hedonisten; nun folgt eine eigene Zeitung für die Ferien, die sogenannte „Summer Weekly Edition“ erscheint nur vier Mal im August.

Optisch erinnert es vom Schrifttypus bis zum dominierenden Farb-Duo Gelb-Schwarz an das 2007 gegründete Magazin, das erste Produkt des stetig wachsenden Verlags. Längst bringt das Unternehmen mehr als zehn Magazine pro Jahr heraus; mittlerweile gibt es eine Radioreihe, die als Livestream auf der Webseite oder als Podcast über iTunes oder SoundCloud abrufbar ist, Bücher und eben eigene „Monocle“-Shops, in denen neben den Verlagserzeugnissen auch Taschen und Mode verkauft wird. Schon im Sommer 2010 brachte Brulé mit „Monocle Meditarreneo“ eine ähnliche Sommerzeitung heraus, mit der er im Jahr des iPad-Launches bewusst einen Kontrapunkt zu anderen Verlagen setzen wollte. Was er auch will: Ein adäquates Anzeigenumfeld für Firmen schaffen, die urlaubende Europäer erreichen wollen.

Auch thematisch widmet sich das „Summer Weekly“ den üblichen „Monocle“-Themen: Reisen, Essen, Architektur, Design und Kultur. Allerdings sind die Texte aktueller als in den Magazinen, und es geht auch um Politik (im Ressort Affairs), Wirtschaft (Business) und Sport. In der ersten Ausgabe gibt es einen Bericht über das langsame Aufräumen im syrischen Mossul, eine Einschätzung des „Dutch Trump“, Geert Wilders, und Porträts von Finnlands Präsidenten und der EU-Wettbewerbskommissarin. Tyler Brulé schreibt einen Abgesang auf die strauchelnde Flugline Alitalia. Manches werden Vielleser schon kennen, vor allem, wenn es um Themen aus ihrer Region geht. Im Kulturteil wird etwa Daniel Kehlmanns schon im Vorjahr erschienener Roman vorgestellt, weil er soeben auf Englisch herauskam. Insgesamt warten hier keine Muss-Texte. Umso erstaunlicher: Schon dank der Vorbestellungen war Brulés jüngstes Printprodukt profitabel, wie er erzählt. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2017)

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