Deutsche Affäre um einen geplanten Rufmord

Carsten Maschmeyer mit Veronica Ferres.
Carsten Maschmeyer mit Veronica Ferres. (c) imago/DeFodi (DeFodi.de/Juergen Schwarz)
  • Drucken

Ein Ex-Mitarbeiter des Finanzvertriebs AWD behauptet, er habe jahrelang eine Diffamierungskampagne gegen die Firma geführt und Medien wie die „Süddeutsche“ und den „Spiegel“ instrumentalisiert.

Carsten Maschmeyer wird vielen vermutlich nur als zweiter Ehemann von Schauspielerin Veronica Ferres ein Begriff sein. Oder als einer der hundert reichsten Menschen Deutschlands. Dabei ist er bis heute, auch sieben Jahre nach seinem Ausstieg aus der Firma, in erster Linie als Gründer, Vorstand und somit Gesicht des Finanzvertriebsunternehmens AWD (heute: Swiss Life Select) bekannt. Eine Firma mit mehrheitlich schlechtem Image, der immer wieder vorgeworfen wurde, Kleinanlegern mit riskanten Fonds das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Nun stellt sich heraus, dass das schlechte Image auch Produkt einer gezielten Schmutzkampagne ist. Das behauptet jetzt ein Mann namens Stefan Schabirosky. Gestern, Mittwoch, ist sein Buch „Mein Auftrag: Rufmord“ erschienen, und darin bekennt der ehemalige AWD-Mitarbeiter, jahrelang eine Diffamierungskampagne gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber und Maschmeyer gefahren zu haben. Sein Auftraggeber soll das AWD-Konkurrenzunternehmen, die Deutsche Vermögensberatungs Bank AG (DVAG), gewesen sein, die ihm monatlich 6000 Euro bezahlt haben soll, damit er gezielt Schmutzgeschichten in Zeitungen wie „Süddeutsche“, „Stern“, „Spiegel“ und „Tagesspiegel“ unterbringt. Wenn das nicht sofort funktioniert hat, habe er zur Verstärkung anonyme Strafanzeigen gegen den AWD eingebracht, über die dann berichtet wurde.

Hinweisgeber mit falschen Hinweisen

Die DVAG bestreitet, den geplanten Rufmord finanziert zu haben. Den existierenden Beratervertrag mit Schabirosky aber kann sie nicht leugnen. Die angesprochenen Medien dementieren, dass sie sich hier von einem Informanten instrumentalisieren ließen. Der große Aufschrei in der Finanz- und Medienbranche blieb bislang aus. Auch Carsten Maschmeyer hat anders reagiert, als es der Geständige erwartet hatte. Schabirosky soll ihm schon vor einiger Zeit seine Taten gestanden haben, in der Hoffnung, er würde die DVAG klagen. Maschmeyer aber tat das nicht. Der selbst ernannte „Rufmörder“ schrieb darum ein Buch.

Für Uwe Vorkötter, Chefredakteur des deutschen Branchenblattes „Horizont“, ist Schabirosky ein „notorischer Lügner“, ein „charakterloser Rufmörder“, der schon einmal wegen versuchter Erpressung verurteilt wurde. Aber Vorkötter übt auch Kritik an den Medien, weil sie weder zu Selbstkritik noch zu Selbstzweifel bereit seien. Nur der „Berliner Tagesspiegel“ habe angekündigt, die Berichterstattung prüfen zu wollen. Stattdessen würden nun Medien wie die „Welt am Sonntag“ (mit der Schlagzeile: „Operation Dreckschleuder“) und das „Handelsblatt“ einem Mann eine Bühne bieten, „der jetzt angeblich reinen Tisch machen will“, und ihm damit doch vor allem die gewünschte Aufmerksamkeit für sein Buch geben. Dabei ließe sich auch darüber diskutieren, wie man in Redaktionen mit sogenannten Whistleblowern, also Hinweisgebern, umgehen soll, und wie man sie rechtzeitig entlarvt, wenn sie Falschinformationen verbreiten. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.