Magazin: Biss und Skills

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2010 feiert ein entzückendes Heft 100 Jahre Pfadfinder in Österreich – und erscheint künftig jährlich.

Wie ein Schneckenhaus wird das Iglu konstruiert: Am Feuerkogel (1633 m, Oberösterreich) sägen fünf Pfadfinder Schneeblöcke erst in Form, dann setzen sie sie spiralförmig übereinander. Die Gruppe Wien 57 verbrachte dort eine Winternacht, stellte bei minus elf Grad statt des Zelts ein Iglu auf.
s-15;0Was man dazu braucht? Kaum mehr als die richtige Ausrüstung, Biss und „Skills“ – englisch für Fertigkeit, Fähigkeit, Geschicklichkeit. Genauso heißt das Pfadfindermagazin von Thomas Weber, das – eben erschienen – künftig einmal pro Jahr publiziert wird. Schon 2007 gab es eine Ausgabe anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Pfadfinder weltweit, 2010 feiert nun die Österreich-Gruppe ihre Gründung im vorigen Jahrhundert. Weber, der mit „The Gap“ bereits ein Popmagazin herausgibt, war selbst viele Jahre Pfadfinder. Er fasste sich zum Jubiläum ein Herz – „da hat man einen Tusch, um das im Bewusstsein der Leser zu verankern“ – und ließ „viel Hirnschmalz“ in die ersten Ausgaben fließen, erzählt er der „Presse“.
ss-3;0Aufwendig und liebevoll verarbeitet wurde das Hirnschmalz: zur Fotostrecke „Freiluftzähneputzen“, zur Satire über „Pfadi“-Spezialabzeichen, zum Treffen mit einem Haubenkoch im Baum, der aus Birkenrinde Spaghetti schnitzt – und eben zum Iglubau am Feuerkogel. „Das Konzept von Baden-Powell (Pfadfinder-Gründer, Anm.) ist zeitlos – und deshalb so zeitgemäß“, sagt Weber.
ss-9;0Die von dem Briten aufgestellten Grundsätze klingen wie ein Leitfaden für die Generation zwischen Globalisierung und Klimawandel: Sie raten den „Scouts“ u. a. zu Abenteuerlust, Körperbewusstsein, Naturverbundenheit, zu schöpferischem Tun, „Leben aus dem Glauben“, zu „weltweiter Verbundenheit“ und Verantwortungsbereitschaft. „Bei den Pfadfindern geht es nicht darum, ,Leistung‘ zu steigern“, so Weber, „wie das in Sport oder Musikschule der Fall ist. Sie sind offen, fördern die Aktivität, sich mit sich selbst und der Gemeinschaft auseinanderzusetzen, mit Stärken und Schwächen.“

Die bunte Bandbreite darstellen


Diese Widersprüchlichkeit, diese „Bandbreite“ will Weber in „Skills“ (3,50 €) darstellen, die Pfadfinder sind „bunt – von sehr fortschrittlich bis traditionalistisch“. Er hat auch schon PR für die Organisation gemacht – will mit „Skills“ nun aber nichts beschönigen: „Wir machen kein Social-Publishing“, also kein Werbeheft, „sondern verstehen uns als Diskursplattform nach innen und außen.“

Deshalb arbeitet er auch lieber mit Profis, die einen Pfadi-Hintergrund haben, als mit „bemühten Leuten“, die dann ein Vereinsblatt herstellen. „Es soll nicht gut gemeint, sondern interessant und gut lesbar sein.“ Was funktioniert: Die Finanzierung sei – bei viel persönlichem Einsatz des Teams – derzeit immerhin ein „schwarzes Nullsummenspiel“.
sInformation unter www.monopol.at/skills

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2009)

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