ORF-Abhöraffäre: Kommunikationschef Strobl kalmiert

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ORFAbhoeraffaere Kommunikationschef Strobl kalmiert(c) APA (HANS KLAUS TECHT)
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ORF-Kommunikationschef Strobl wollte von den Mitschnitten nur einen „Stimmungsbericht“.

Nachdem eine Mitarbeiterin im Auftrag von ORF-Kommunikationschef Pius Strobl am Rande des Stiftungsrats versucht hat, Gespräche zwischen Direktoren, Stiftungsräten und Journalisten mitzuschneiden – darunter eine Redakteurin der „Presse“ – versucht Strobl nun zu kalmieren: Er habe eine Mitarbeiterin der Cross Promotion aus seiner Abteilung gebeten, die Interviews aufzunehmen, um „eine Art Stimmungsbericht“ für die Kollegen in den Bundesländern zu machen: „Das war nicht für die Veröffentlichung gedacht, sondern für die Kolleginnen und Kollegen intern.“ Als kritische Stimmen laut geworden seien, habe er die Mitarbeiterin abberufen. Alle Aufnahmen wurden vernichtet. Er halte „die Aufregung für höchst unzulässig“.

Zuvor hat Programmdirektor Lorenz gegenüber der Zeitung „Österreich“ harte Worte gefunden: „Da gibt der Kommunikationschef des Hauses einen Abhörauftrag. Das zeigt, was für eine pervertierte Vorstellung von Kommunikation er hat. Wo sind wir denn da? Das erinnert an späte DDR-Methoden.“ Er fordert von ORF-Generaldirektor Wrabetz Konsequenzen und will den Vorfall zum Thema in der nächsten Geschäftsführersitzung des ORF machen.

Die Mitarbeiterin der Cross Promotion hat sich am Donnerstagnachmittag – ausgestattet mit einem digitalen Aufnahmegerät – wortlos neben anwesende Direktoren, Stiftungsräte und Journalisten gestellt und deren Gespräche aufgezeichnet. „Im Auftrag von Herrn Strobl“, beschied die Mitarbeiterin den verwundert Nachfragenden. „Kindisch“, fand Radiodirektor Amon diese Aktion und nahm der Mitarbeiterin das Gerät aus der Hand.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2010)

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