ORF-Direktoren fordern Konsequenzen für "Abhöraffäre"

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ORFDirektoren fordern Konsequenzen fuer(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Der Druck auf Wrabetz steigt: Ein Teil der Direktoren hat sich von Kommunikationschef Pius Strobl distanziert und fordert Konsequenzen für sein Verhalten.

Nach der "Abhöraffäre" bei der jüngsten ORF-Stiftungsratssitzung wird die Luft für ORF-Kommunikationschef Pius Strobl dünn. Heftige Kritik an den von ihm beauftragten Mitschneiden von Direktoren- und Journalistengesprächen gibt es aus dem eigenen Haus. Das Gros der ORF-Direktoren fordert von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz Konsequenzen, zwei Direktoren distanzierten sich bereits öffentlich von Strobl. Der kaufmännische Direktor Richard Grasl entzog dem Kommunikationschef am Mittwoch in einem Interview mit der Tageszeitung "Österreich" das Vertrauen, auch Online-Direktor Thomas Prantner übte öffentliche Kritik.

"Kommunikativer Super-GAU"

"Im ORF herrscht Fassungslosigkeit über die von Kommunikationschef Pius Strobl in Auftrag gegebene gezielte Abhöraktion gegen ORF-Direktoren und Printjournalisten am Rande der Stiftungsratssitzung", so Prantner. Die "Abhöraffäre und das verheerende Medienecho der vergangenen Tage" seien ein "kommunikativer Super-GAU" und hätten dem Unternehmen schweren Schaden zugefügt, sagte Prantner. "Es ist mehr als bedauerlich, dass dadurch die zahlreichen Sacherfolge der ORF-Geschäftsführung und die wertvolle Arbeit der vielen Mitarbeiter in den Hintergrund treten."

Als unmittelbar Betroffener der Mitschnitte sei sein Vertrauensverhältnis gegenüber Strobl "schwer erschüttert und nachhaltig beschädigt". Es verstehe sich von selbst, "dass nach diesen unfassbaren Vorfällen entsprechende Konsequenzen im ORF erwartet werden", so Prantner. Welche das seien, darüber habe der Generaldirektor zu entscheiden.

Storbl entschuldigte sich für Fehler

Damit stellte sich am Mittwoch ein weiterer ORF-Direktor gegen den Kommunikationschef des öffentlich-rechtlichen Senders. Ins Rollen gebracht hatte die Debatte Programmdirektor Wolfgang Lorenz, der von einem "Abhörskandal" sprach.

Strobl selbst hatte sich am Dienstag für die Aktion bereits öffentlich entschuldigt und von einem Fehler gesprochen. Auch ORF-Chef Wrabetz attestierte seinem engsten Mitarbeiter einen "schweren Fehler". Am Donnerstag soll die Causa Thema in der turnusmäßigen Geschäftsführungssitzung sein.

Die ''Abhöraffäre''

Ursprung des jüngsten Wirbels in der ORF-Geschäftsführung war eine Mitarbeiterin des ORF, die vor dem Stiftungsratssaal am vergangenen Donnerstag im Auftrag Strobls Gespräche von Journalisten mit Direktoren mitgeschnitten hatte.

Strobl rechtfertigte dies in einer ersten Reaktion am Wochenende damit , dass man "eine Art Stimmungsbericht" für die Kollegen in den Bundesländern habe machen wollen. "Alle Aufnahmen wurden vernichtet, nachdem ich gehört hatte, was passiert ist", so Strobl.

FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger hatte am Dienstag eine Anzeige gegen Strobl angekündigt.

Die Verwerfungen in der ORF-Führungsriege haben am Dienstag auch die Regierung beschäftigt. Vizekanzler Pröll ortete bezeichnete die Situation als "sehr beunruhigend und besorgniserregend": "Ich muss feststellen, dass das Medienflaggschiff des Landes in einer schweren Schräglage ist, was die Führung betrifft", sagte er am Dienstag im Pressefoyer nach dem Ministerrat. Kanzler Werner Faymann (SPÖ) zeigte sich weniger beunruhigt, verteidigte die politische Besetzung des Stiftungsrates und betonte, dass er sich in einzelne Personalentscheidungen nicht einzumischen gedenke.

(APA)

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