"Wetten, dass..?": Gottschalk hört im Sommer auf

GOTTSCHALK GIBT ENTSCHEIDUNG BEKANNT
GOTTSCHALK GIBT ENTSCHEIDUNG BEKANNT(c) APA/DPA/Patrick Seeger (Dpa/patrick Seeger)
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Vor laufenden Kameras erklärt Thomas Gottschalk seinen baldigen Rückzug. Seit dem Unfall im Dezember liege "auf 'Wetten, dass..?' ein Schatten".

Wetten, dass . . .?“ ohne Thomas Gottschalk – für viele Zuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das nur schwer vorstellbar. Untrennbar scheint der Name des Moderators mit der Sendung verbunden, die der nunmehr 60-Jährige seit September 1987 moderiert, mit einer kurzen Unterbrechung 1992/93. Das Publikum kennt den Zwei-Meter-Mann mit dem blonden Lockenkopf und der eigenwilligen Garderobe lässig-locker, schlagfertig, immer gut gelaunt.

Seit dem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch Anfang Dezember, der seither gelähmt ist, liegt jedoch „für mich persönlich auf ,Wetten, dass . . .?' ein Schatten, der es mir schwer machen würde, jemals wieder zu der guten Laune zurückzufinden, die Sie ganz zu Recht von mir in dieser Sendung erwarten“. Thomas Gottschalk kam Samstag abend, am 30. Geburtstag der Wettshow, schnell zur Sache. Kaum hatte er auf dem Sofa Platz genommen, auf dem er „die besten 25 Jahre“ seines Lebens verbracht habe, kündigte er seinen Rückzug aus „Wetten, dass . . .?“ an.

Die jetzige Staffel will Gottschalk noch abschießen, um den Zusehern nicht „mit einem so traurigen Zusammenhang“ im Gedächtnis zu bleiben; nach der Sommersendung aus Mallorca sollen drei Spezialausgaben mit neuen Wetten und Rückblicken aus der 30-jährigen Geschichte ausgestrahlt werden. Danach will sich Gottschalk „schweren Herzens“ verabschieden. Aber er wäre nicht der Komiker, der er ist, hätte er an seine düstere Rückzugserklärung nicht doch noch einen Witz angefügt, in Anspielung auf die 30-jährige Diktatur in Ägypten: „Obwohl es mich persönlich schon ein bisschen ärgert, dass mich Mubarak knapp geschlagen hat.“

Sinkende Quoten

Das Publikum in Halle raunte, während im Fernsehen zehn Millionen die Abschiedsworte des Moderators verfolgten. So viele hatten schon lange nicht mehr eingeschaltet. Wegen der sinkenden Quoten war Gottschalk seit einiger Zeit unter Druck. Um jüngere Publikumsschichten und Frauen für „Wetten, dass . . .?“ zu begeistern, war vor eineinhalb Jahren Michelle Hunziker als Co-Moderatorin engagiert worden, was Kritiker als Demontage des TV-Titanen Gottschalk werteten. Die beiden haben sich aber gut zusammengerauft. „Vielleicht schaffe ich es doch, dich umzustimmen und mit dir auf diesem Sofa alt zu werden“, meinte Hunziker dann auch am Samstag.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, erklärt auch ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut, „wer weiß, wie das Publikum reagiert.“ Aber ob an Gottschalks Entscheidung zu rütteln ist? In keinem Fall müsse das Fernseh-Publikum auf ihn verzichten, beruhigt der Programmdirektor: „Er wird künftig genauso viel für das ZDF auftreten wie gegenwärtig.“ Für heuer sind die Sendungen „Menschen 2011“, die Spendengala „Ein Herz für Kinder“ und „Echo Klassik“ geplant.

Über mögliche Nachfolger für „Wetten, dass . . .?“ wird eifrig spekuliert. Genannt werden etwa Jörg Pilawa oder Hape Kerkeling. Dem Vernehmen nach soll auch die Zusammenarbeit mit Hunziker fortgesetzt werden. Nach Gottschalks Abgang rechnet das ZDF mit einer Pause von ungefähr einem halben Jahr, um das Konzept der Show zu überarbeiten.

„Warum wird nicht gewettet?“

Erfunden hatte diese Frank Elstner 1981. Die Idee sei ihm im Bett gekommen, erzählte er einmal. „Warum wird eigentlich im deutschen Fernsehen nicht gewettet?“, habe er gedacht und danach sofort ein Konzept entwickelt. Bis 1987 moderierte Elstner, danach übernahm Gottschalk. Die dritte Folge von „Wetten, dass . . .?“ wurde im Mai 1981 übrigens aus Wien ausgestrahlt und war zugleich Geburtsstunde für die Hilfsaktion „Menschen für Menschen“. Karlheinz Böhm hatte gewettet, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark für die Sahelzone spenden würde – und die Spendenfreudigkeit der Menschen weit unterschätzt.

Meistgesehene Sendung


"Wetten, dass..?" hatte am Samstag so viele Zuschauer wie lange nicht und war die mit Abstand meistgesehene Sendung im deutschsprachigen Fernsehen. Im Schnitt sahen 10,56 Millionen Zuschauer (im ORF: 793.000) die Show zwischen 20.15 Uhr und 23 Uhr. Gäste waren unter anderem Take That, Udo Lindenberg und Naomi Campbell.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2011)

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