Die ÖVP schickt keinen Kandidaten ins Rennen um den Chefposten am Küniglberg. Die Nachnominierungsfrist ist verstrichen, ohne dass ein ernst zu nehmender Gegenkandidat aufgetaucht wäre.
Der Wiederwahl von Alexander Wrabetz zum neuen ORF-Generaldirektor steht nichts mehr im Weg. Kurz vor Ende der Nachnominierungsfrist am Donnerstag um 12 Uhr hat sich die ÖVP entschieden, keinen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken. Auch sonst nominierte keiner der 35 Stiftungsräte einen weiteren Kandidaten nach, gab die Vorsitzende des Stiftungsrats Brigitte Kulovits-Rupp bekannt. Ob die zwölf bürgerlichen Stiftungsräte am Dienstag für Alexander Wrabetz stimmen werden, steht aber noch nicht fest. "Die Verhandlungen laufen noch", hieß es aus der Parteizentrale.
Die Verhandlungen dürften sich vor allem um Personalia in zweiter und dritter Ebene drehen, aber auch um die (Geld-)Wünsche, die Wrabetz in seiner Bewerbung geäußert und die bei Privatsendern und Verlegern auf heftige Kritik gestoßen sind. Auch über die von Wrabetz gewünschte Abschaffung des Paragrafen 31 im ORF-Gesetz gibt es noch keine Einigung, hieß es.
ÖVP fordert eine unabhängige Frazu
Dass die ÖVP neben Richard Grasl einen weiteren Direktor fordert, dürfte unterdessen vom Tisch sein. Voraussetzung für die bürgerliche Zustimmung zu Amtsinhaber Wrabetz dürfte aber sein, dass dieser für die TV-Direktion eine politisch nicht zuordenbare Frau gewinnt. Die ÖVP könnte etwa mit EBU-Chefin Ingrid Deltenre oder der WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff gut leben, war zu hören. Eine Zusage hat Wrabetz dem Vernehmen nach aber von keiner der Kandidatinnen.
Ihr Stimmverhalten will die ÖVP erst kurz vor der Wahl am Dienstag abstimmen. Möglich ist auch, dass der "Freundeskreis" unter Franz Medwenitsch mit dem Segen von oben - also von der Parteizentrale - nicht geschlossen votiert. Denkbar ist etwa, dass die Bundesländer-Vertreter für Wrabetz stimmen, während sich die übrigen ÖVP-Vertreter enthalten.
"Interesse von Topleuten am Nullpunkt"
Medwenitsch zeigte sich am Donnerstag enttäuscht. "Das Interesse von Topmedienleuten am Job des ORF-Generaldirektors ist am Nullpunkt." Schuld daran sei der SPÖ-"Freundeskreis", der durch sein vorgefertigtes Stimmverhalten die Tür zur ORF-Chefetage verschlossen halte. "Ich kann qualifizierten Persönlichkeiten guten Gewissens auch nicht raten, sich zu bewerben, sie haben heute keine Chance. So wird der 9. August zu einer Abstimmung über Wrabetz", so Medwenitsch.
(APA)