Der neue ORF-Chef in Vorarlberg plant mehr und internationaleres Programm. Pelinka würde er nicht bestellen, sagt er. Bei Einflussnahme auf die Berichterstattung werde er seinen Mitarbeitern den Rücken stärken.
Nicht nur in den Reihen der ORF-Redakteure, auch in der obersten Chefetage gibt es Zweifel am Avancement des bisherigen Leiters der SPÖ-Fraktion im Stiftungsrat Niko Pelinka zum Bürochef von ORF-Chef Alexander Wrabetz: „Ich werde dem Generaldirektor keine Ratschläge erteilen. Ich sage nur, ich würde es nicht tun“, sagt der neue ORF-Landesdirektor für Vorarlberg, Markus Klement. Er werde seinen Mitarbeitern den Rücken stärken, sollte versucht werden, auf die Berichterstattung Einfluss zu nehmen. Klement will die Journalisten künftig mehr im Außeneinsatz sehen, auch sollen die umliegenden Regionen Süddeutschland, die Ostschweiz und Liechtenstein mehr behandelt werden. Und: Die Mitarbeiter des Landesstudios sollen nach Klements Wunsch vermehrt der ORF-Zentrale in Wien zuliefern. „Es gibt keinen Grund, warum es nicht beispielsweise ein Talk-Format aus Vorarlberg geben soll.“
Scharang und Turrini verteidigen Jelinek
Indessen haben sich die Schriftsteller Michael Scharang und Peter Turrini in die Debatte über Pelinka eingeschaltet. Ihre Kollegin Elfriede Jelinek hatte in einem Text über Pelinka („Der kleine Niko“; www.elfriedejelinek.com) darauf hingewiesen, dass SP-Politiker einst wegen ihrer Überzeugung ins KZ gekommen sind. Der „News“-Journalist Walter Pohl schmähte Jelinek darauf in Anspielung an das einstige NSDAP-Parteiorgan als „völkische Beobachterin“ (in seiner Kolumne vom 5.Jänner). Scharang und Turrini reagierten via Mail: „Der „News“-Journalist Pohl sieht in Elfriede Jelinek eine ,völkische Beobachterin‘. Wir bestätigen ihm, daß er seine Zeit völkisch treu beobachtet.“ i.w.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2012)