Cannes ist kein Museum

Als Jurorin für die Kategorie "Cyber Lions" schätzt Anitra Eggler die Chancen der Web-Werbung ein.

Wien (i. w./trick). Anitra Eggler freut sich auf ihren morgigen Flug an die C´te d'Azur: "Die Cannes Lions sind die Harvard Business School der Kreativbranche. Und die weltbesten Arbeiten zu bewerten ist die beste Schule, die man besuchen kann." Eggler ist Creative Director bei Holzhuber Impaction und wird beim renommierten Werbe-Festival heuer in der Jury für die "Cyber Lions" sitzen, den Auszeichnungen für die besten Online-Arbeiten.

Gemeinsam mit 19 weiteren Mitgliedern und dem Jury-Präsidenten nimmt Eggler die Bewertung der 2502 eingereichten, internationalen Arbeiten vor. "Dabei geht es um die Frage: Wie wirkt die Werbung? Die entscheidenden Kriterien sind Impact und Action." Impact ist der "Blitzeindruck", so Eggler; war dieser stark, relevant und attraktiv genug, folgt Action.

"Der Adressat - als Jury-Mitglied bin das ja ich - beginnt zu interagieren, setzt sich mit den Botschaften auseinander, klickt einen Banner oder beginnt, eine Website zu entdecken." Und ist dabei nicht so einfach zu beeindrucken: "Mein persönliches Bewertungsradar verfügt - nach sieben Jahren Kreativleitung internationaler New Media Projekte - über sehr sensible Antennen, was die Realisierung von außergewöhnlichen Ideen anbelangt. Zusätzlich ist es mit journalistisch-analytischen Röntgenaugen ausgestattet."

Neben der kreativen Begeisterung ist für Eggler auch die "ökonomische Analyse" der Arbeiten von großer Bedeutung: "L'Art pour L'Art überzeugt mich in Museen - nicht im Rahmen eines Wettbewerbs." Die Erfolgsformel, die in den klassischen Medien gilt, sei genauso für Web gültig: "Impact + Action = Erfolg." Die Besonderheit der Werbung im Internet: "Neben den kreativen Möglichkeiten kommt die unmittelbare Erfolgsmessbarkeit hinzu. Hier ist eine flexible und kreative Kampagnenführung und Mediaplanung gefragt. Das heißt: messen, auswerten, optimieren, messen, auswerten, optimieren . . ." Auch die grundsätzlichen Eigenschaften des Mediums kommen der Werbung dabei zugute: "Das Web ist das schnellste, direkteste, messbarste, flexibelste, kostengünstigste, internationalste und (was die grundsätzliche Verfügbarkeit anbelangt) auch das reichweitenstärkste Medium im Werbemix."

"Eine besondere Qualität sehe ich im E-Commerce. Hier ist die Interaktivität des Mediums ein unschlagbarer Verkaufsturbo: Produkte gelangen vom interaktiven Web-Flugblatt direkt in den Warenkorb, die Adressdaten des Kunden wandern in eine CRM-Datenbank und so beginnt ein Kreislauf, der Kaufzyklen verkürzt, Angebote personalisiert und Umsätze maximiert." Und Eggler weist darauf hin, dass diese Optimierung nicht nur der Wirtschaft dient: "Das ist auch aus Kundensicht von Vorteil: Preisvergleich, kundengenerierte Produktbewertungen, personalisierte Angebote, automatische Reminder, wenn ein besonderes Schnäppchen oder eine Produktneuheit verfügbar ist et cetera." Deshalb nutzen mittlerweile fast 700 Millionen Menschen weltweit das Medium als ununterbrochen verfügbaren Marktplatz und Kommunikationsplattform, sagt Eggler.

"Das Web ist das beste Medium, um erfolgreiche Ideen kostengünstig weltweit verfügbar zu machen. Die Idee zählt - das gilt im Web wie auch für alle Medien. Die Internationalisierung einer Kampagne oder der Rollout einer Website funktioniert im Internet jedoch viel schneller und kostengünstiger als in den klassischen Medien." Grundsätzlich sieht Eggler die USA, Brasilien, Argentinien, Großbritannien, Frankreich und die skandinavischen Länder als die Märkte mit der ausgeprägtesten Web-Werbe-Kultur: "Die ist aber überall dort stark, wo es starke Marken gibt - und die sind nicht an ein Land gebunden. Wir finden sie in allen Branchen, bei Sportartiklern wie Nike, Adidas oder Puma, bei Autoherstellern wie BMW, Mini, Mercedes, Volvo, bei Getränkeherstellern wie Absolut Vodka, CocaCola, Stella Artois."

Chancen rechnet sie sich für die österreichischen Bewerber dennoch aus: "Wir sind in Österreich - und das ist Fluch und Segen - weitgehend eingebunden in solide Netzwerketats und die daraus resultierenden kreativen Grenzen. Wir können weder in Bezug auf Rahmenbedingungen noch auf Budgets mit einem US-Markt mithalten. Trotzdem sind die besten Ideen oft einfach, smart. Wenn unter den österreichischen Einreichungen eine solche Idee ist, sehe ich gute Chancen für eine Löwenausbeute in Cannes."

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.