Jagdgesellschaften

In Jagdgesellschaften wird gern geknallt, wie sich derzeit deutlich im Revierkampf von Platzhirschen der Mediaprint zeigt. »Kronen Zeitung« gegen »Kurier« - das ist Brutalität.

Menschen, die „Post“ von Michael Jeannée via „Krone“ bekommen, können einem leid tun. Unter jovialer Vertrautheit versteckt sich meist ziemlich viel Brutalität. Der altgediente Boulevardkolumnist, der sich auch schon im Fernsehen in Unterhaltungsshows an gar nicht zimperlichen Böcken wie Sido und Palfrader gerieben hat (und rasch abziehen musste), hat sich nun aber ein wenig arg an Sechzehnendern im eigenen Medienwald gestoßen. Jeannée schrieb empört über Helmut Brandstätter, den Chefredakteur des „Kurier“, unterstellte ihm bösartig Böses – irgendwelchen Kleinkram, den richtige Gassenbuben normalerweise direkt unter sich regeln, wie das zum Beispiel Sido und Heinzl nach ihrer Trash-Sendung getan haben.

Der „Krone“-Schreiber aber wandte sich in seinem offenen Brief anbiedernd an Christian Konrad, den einst mächtigen Generalanwalt von Raiffeisen und langjährigen Landesjägermeister, der dem Aufsichtsrat des „Kurier“ vorsteht. „Unter uns Jägern“ empfahl Jeannée dem „lieben“ Herrn Konrad einen Hegeschuss für Brandstätter. Der große Jäger aber schoss zurück, und jetzt sind noch größere Platzhirsche im Spiel. Konrad fordert von den „Krone“-Chefs Entschuldigungen und Konsequenzen, weil er die Aufforderung, auf einen Menschen zu schießen, wörtlich nimmt. Jetzt sollen die Anwälte ran.


Jagdlexikon. Der „Kurier“ reagierte online rasch mit der Darstellung der eigenen Sicht. Und mit einer hilfreichen Fußnote. Der Jagdsprache Unkundige wissen nun auch, was ein Hegeschuss ist. „Knaurs Großes Jagdlexikon“ definiert diese waidmännische Tat so: „Der Abschuss alles kranken, schwachen, verletzten und überalten Wildes, das sich nicht vermehren soll.“ Wenn es im Wiener Blätterwald demnächst knallt, wird man wissen, ob Hoch- oder Niederwild auf der Strecke bleibt.

norbert.mayer@diepresse.com 

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2012)

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