Der Mediator

Eine traditionelle Elefantenhochzeit: Die Buchverlage Random House und Penguin dürfen fusionieren. Das Ja der Kartellbehörden ergibt in diesem Fall tatsächlich einen Sinn.

Wer spricht vom Ende für das gedruckte Buch? Die Zahlen, die bei der Fusion der Buchverlage der multinationalen Medienkonzerne Bertelsmann und Pearson genannt werden, halten dagegen: 2,14Milliarden Euro Umsatz hat Random House im Vorjahr gemacht, mit einem Profit von 325Millionen Euro. Das wird das deutsche Stammhaus in Gütersloh freuen – es wurde einst durch Buchklubs groß. Auch Penguins Zahlen sind für dessen britischen Mutterkonzern Pearson (der auch den renommierten „Economist“ besitzt) nicht schlecht: Mehr als eine Milliarde Euro Umsatz macht der für preiswerte Klassiker bekannte Verlag. Beide Häuser stehen für echte Buchkultur.

Zusammen sind sie nun in der Sparte unangefochten Nummer eins, rund die Hälfte der 25 größten Bestseller kommt von ihnen. Warum also haben die Kartellbehörden in den USA und jetzt auch in der EU diesem Deal zugestimmt? Weil diese Elefantenhochzeit vernünftig ist. Die Buchbranche ist im Mediensektor längst durch neue Global Player wie Google, die Murdoch-Gruppe (sie besitzt auch den Großverlag HarperCollins) oder Amazon in Bedrängnis geraten, die circa das Zehnfache des Umsatzes von „Random House & Penguin“ machen.


E-Reader. Allein Amazon, das sich vom Versandhandel zum Elektronikriesen entwickelt hat, der viel Althergebrachtes mit brachialen Methoden verdrängt (nicht nur beim Verhandeln von Margen, auch im Verhältnis zu eigenen Mitarbeitern), hatte 2011 einen Umsatz von 36Mrd. Euro. Dagegen sind sogar die 16Mrd. Euro von Bertelsmann und die sieben Mrd. Euro von Pearson im Vorjahr bescheiden. Es ist davon auszugehen, dass die Konkurrenz vom Fusionsfieber angesteckt wird, allein schon, weil das vereinte „Penguin Random House“ 40Prozent des US-Buchmarktes beherrscht – ein harter Brocken für Amazons Geschäfte. Pearson hat 2013 übrigens kräftig in E-Reader investiert. Mit dem Nook wird gegen Amazons Kindle gezündelt.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2013)

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