Der Gipfel von Minsk

Was hat der Gipfel von Minsk diese Woche gebracht? Für Moskaus Propagandamaschine kann es nur einen Helden geben: Putin.

Angeblich wird im umkämpften Osten der Ukraine heute ein Waffenstillstand wirksam, nachdem die Präsidenten von Russland (Putin), der Ukraine (Poroschenko) und Frankreich (Hollande) sowie die deutsche Kanzlerin (Merkel) einen Verhandlungsmarathon in der weißrussischen Hauptstadt Minsk absolvierten. Die Einschätzungen aus dem Westen dürften bekannt sein – wie aber sehen Moskaus Exegeten in Deutschland die verfahrene Situation?

Via RT Deutsch blickt der Mediator „hinter die Kulissen von Minsk“ und weiß nach kurzer Lektüre dieses im Netz verfügbaren Propagandasenders: Putin war der Held des Krisengipfels. Er wird als lachend und souverän dargestellt, während Merkel vor allem herumirrt: Sie habe „den größten Fehlalarm ausgelöst, als sie mit vermeintlich großen Neuigkeiten auftauchte, aber einfach nur ein Ladegerät für ihr Mobiltelefon brauchte“.

Nein, der russische Präsident musste für RTD der Erste sein, der „17 Stunden Gespräche in 7 Minuten“ zusammenfasste. Ein Posting bringt Putins Rolle ganz im Sinne seiner Meinungsmacher auf den Punkt: Er sei „der beste Politiker der jetzigen Zeit. Ich hoffe, dass er das deutsche Volk als seine Freunde erkennt. Die von den USA gesteuerten Politikdarsteller vertreten niemals die Interessen der deutschen Bevölkerung.“ Das glaubt offenbar auch RTD ganz fest: „Versteht das noch jemand? Trotz Friedensplan von Minsk verabschiedet EU neues Sanktionspaket gegen Russland“, lautet der nächste Teaser. Der Mediator schließt daraus: Imperialist Putin wird den Krieg gegen Kiews Machthaber weitertreiben. Schuld sind immer die anderen.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.