Am 9. August dürfen die Stiftungsräte des ORF die Wiederbestellung von Herrn Wrabetz als Generaldirektor abnicken. Dass Alex super ist, haben längst ganz andere Kaliber festgestellt.
Alexander Wrabetz bleibt der Herr der schlanken Quoten und seichten Soaps auf dem Küniglberg. Der staatliche Rundfunk hält den bisherigen Kurs. Sein Statthalter wird die Gebühren erhöhen und auch die Werbezeit verlängern dürfen, solange er beherzigt, was der Kaiser am Donnerstagabend in ORF eins immer eingefordert hat und was nach einer kurzen Phase des Zweifels auch erfüllt wurde: Wrabetz muss ein bisserl brav sein, wenn es um die Berichterstattung über den Souverän geht, der bekanntlich am Ballhausplatz residiert.
So wie bei der Bewerbung 2006 bleiben auch 2011 im Konzept von Wrabetz die Landesstudios der „Motor der Erneuerung“, wie der „Falter“ süffisant anmerkte. Ein Kernstück? Sie dienen wohl vor allem der Zurschaustellung landesfürstlicher Pracht. Die wollen das wirklich so. Man sollte aber den ORF nicht zu provinziell sehen. Wesentlich für die Wiederwahl, die weit vor dem Abnicken durch Marionetten erfolgte, war, dass sich ein entschlossener Freundeskreis darauf einigen konnte, der Alex sei immer noch super.
SPÖ-Managerin Laura Rudas war früh dran. Vor Monaten meldete sie in der Sozialistischen Korrespondenz: „Wrabetz steht für einen unabhängigen und freien ORF.“ Den immer wieder laut werdenden Rufen nach Privatisierung erteilte sie eine klare Absage: „Wir können immer wieder beobachten, wie sich Banken und Industrielobbys in anderen Ländern Berichterstattung kaufen.“ Dem gelte es hierzulande entschieden entgegenzutreten. Das wäre ja noch schöner, wenn ihr CEO und Kanzler Werner Faymann sich Berichterstattung kaufen müsste, wo es doch fast gratis Nikofone gibt!
Super Niko. Also wurde von Rudas „Super-Niko“ Pelinka ausgesandt, um die Wiederwahl sicherzustellen. Der 24-Jährige hatte zuvor als „politischer Kopf“ für Ministerin Claudia Schmied das Schulwesen reformiert, seit dem Vorjahr ist ihm als gerecht entlohnter „Public-Affairs“-Beauftragter die Sanierung der ÖBB gelungen. Jetzt garantiert er als oberster roter Stiftungsrat Kontinuität beim ORF. Er konnte sich laut „Profil“ bereits im Mai gar keinen besseren Generaldirektor vorstellen: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich einen konstruktiven Umgang mit Alexander Wrabetz pflegen möchte“, sagte Pelinka, dessen Aufgabe eigentlich die Kontrolle des ORF wäre, dem Magazin. „Profil“ beschreibt ganz konkret, wie der SPÖ-Vollstrecker seine Verpflichtung versteht: Als ein schwarzer Stiftungsrat Wrabetz zu dessen Geschäftsbeziehung mit dem dubiosen Lobbyisten Walter Meischberger befragte, empfahl Pelinka dem ÖVP-Mann den Rücktritt.
Alles paletti? Fast. Treue gehört belohnt, mit Super-Jobs beim ORF. Bisher hat sich konstruktiver Umgang mit Macht für Stifter immer rentiert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2011)