Was bedeutet Qualitätsjournalismus?

Das wird eben in Wien von Experten erörtert, die sich dieser Art von Medien zugehörig fühlen. Was aber meinen die Riesen der Branche dazu?

Vor ihm haben zuweilen sogar Regierungschefs gezittert, er gilt trotz einiger Schlappen in jüngster Zeit noch immer als einer der mächtigsten Medienmacher der Welt. Wie definiert Rupert Murdoch, der von der „Sun“ bis zum „Wall Street Journal“ alle Spielarten von Medien besitzt, jene, die sich für etwas Besseres halten? Seine Definition ist an sich ausreichend: „Qualitätsjournalismus ist nicht billig“, sagte der Australier in der „Süddeutschen Zeitung“. Und kündigte dieser Logik folgend 2009 als einer der Ersten Gebühren für alle seine Nachrichtenportale an. Das ist ein Standpunkt, den man besonders in Zeiten aufkommender Piraten nur begrüßen kann.

Auch Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des erfolgreichen Medien-Mischkonzerns Axel Springer AG wetterte bereits damals gegen die Gratiskultur, die von „Web-Kommunisten“ gefordert werde. Der Chef über das Reich von „Welt“ und „Bild“ bekannte sich zum Qualitätsjournalismus, zu investigativen Nachrichten, klaren Standpunkten, packender Sprache. Das sei wesentlich für gute Zeitungen: „Wer glaubt, es ginge auch mit ein bisschen weniger oder schlechterem Journalismus, ist auf dem Holzweg.“ Es sei auch absurd zu glauben, dass im Web alles kostenlos sein müsse.

Das sind Standpunkte von sehr erfolgreichen Medienmachern. Zu ihnen zählt auch der 85 Jahre alte Alfred Neven DuMont, der seit 60 Jahren Verleger ist. Was macht für ihn guten Journalismus aus? „Das Wichtigste überhaupt ist Neugierde, Interesse“, sagte er jüngst in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, in dem er seine Kollegen in der Zeitungsbranche ermahnte, die Qualität zu steigern. Der Mann hat noch einen publizistischen Auftrag: „Die Qualität ist das Einzige, was letzten Endes zählt.“ Ob er damit noch gehört wird? Er merkt kritisch an, dass die großen Zeitungen fast nur noch von Managern geführt werden, und befürchtet, dass dadurch der publizistische Auftrag zu kurz kommen könne. Sein logischer Schluss, der das Bessere im Journalismus auch künftig bedingt: „Die kreative Elite will Stoff haben.“

norbert.mayer@diepresse.com

DiePresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2012)

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