Wie waschechtes Reality TV entfaltet sich der Ludwigshafener "Tatort". Es geht um Liebe, Lügen und Macht - in einer Mundarttheatertruppe. Kommissarin Odenthal vermisst dabei ihren Kollegen Kopper. Völlig zurecht.
Unsere Wertung:
2 von 10 Punkten.
Worum geht's?
"Babbeldasch" ist nicht nur der Name der "Tatort"-Folge, sondern auch des Mundarttheaters, um das sich die Handlung spannt. Während der Premiere wird der Star der kleinen Bühne - Sophie Fettèr (Malou Mott) - bewusstlos in ihrer Garderobe aufgefunden; kurz darauf ist sie tot, weil man ihr Allergieset nicht findet. Sophie reagierte offenbar allergisch auf Mohn, der den von ihr heiß geliebten Schokoladencroissants beigemengt worden war. Die Polizei geht anfangs von keinem Mord aus; erst als Kriminalhauptkommissarin Odenthal (Ulrike Folkerts), die Premierengast war, wiederkehrende Träume von Sophie hat, beginnt man zu ermitteln.
Worum geht's wirklich?
Liebe, Geheimnisse, Machtansprüche, Nachbarschaftsfehden: Stoff aus dem echten Leben. In Reality-TV-Manier hangelt sich dieser "Tatort" durch alle Dramen des Zwischenmenschlichen: Sophies Beziehungen zu zwei Männern gleichzeitig, die Rückkehr ihrer "verlorenen" - und homosexuellen - Tochter (Petra Mott), Querelen zwischen den Amateurschauspielern, Elternschaft, unglückliche Liebe. Der Mordfall deckt die Verstrickungen der kleinen Gruppe auf, und Kriminalhauptkommissarin Odenthal ist mittendrin: Sie soll im nächsten Stück der Theatergruppe mitspielen. Eine Möglichkeit für sie, im wahrsten Sinne des Wortes hinter den Kulissen Fragen zu stellen.
Wer ermittelt?
Odenthals Partner Kopper (Andreas Hoppe) leider nicht. Der ist im Urlaub. Und Odenthal vermisst ihn gar nicht so sehr: Immerhin hat sie LKA-Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) an ihrer Seite, inklusive derer Kleinkinder, denn Stern hat Engpässe bei der Kinderbetreuung. Odenthal selbst ist in dieser Folge sehr gelöst und entspannt, man möchte ihr fast ein sonniges Gemüt zuschreiben - auch einmal ganz angenehm.
Was gefällt?
In Ludwigshafen ist Sommer. Odenthal hat zudem eine neue, schöne Wohnung mit Hängematte. Ihr Kollege Kopper (Andreas Hoppe) zeigt außerdem einmal mehr seine Kochkünste. Es wird hemmungslos Sekt konsumiert.
Was gefällt noch?
Es fällt die Phrase "das Todeshörnchen"; eine Referenz an das Croissant, das Sophie Fettèr vor ihrem Tode verspeiste. Und: Die betroffenen Liebespaare sind diesmal keine süßen 16, 20, 30, 40 Jahre alt, sondern schon gut über 60. Leidenschaft jenseits des Pensionsantrittsalters findet man dann doch recht selten im Fernsehen.
Woran hakt's?
Dieser "Tatort" taumelt zwischen albtraumhaften Episoden und Privatfernsehen der 1990er-Jahre. Eine sehr ermüdende Mischung, denn zugleich vermag die Handlung nicht mitzureißen. Die Musikauswahl und die Kameraeinstellungen sind teilweise gelungen skurril, vor allem dann, wenn das "Babbeldasch"-Ensemble und die verstorbene Sophie eingeblendet werden - das reicht allerdings nicht, um diesen "Tatort" zumindest künstlerisch irgendwie interessant zu machen. Die platte Geschichte hat Überhand in diesem Fall.
Kostnotiz:
Sie werden am Montag Croissants frühstücken wollen, also sorgen Sie vor.