"Am Schauplatz"(ORF2): Alibi-Aktion "am linken Rand"

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SchauplatzORF2 AlibiAktion linken Rand(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Konfrontation mit einem KPÖ-Politiker oder heikle politische Statements spart sich das ORF-Team nach dem Skandal über einen Beitrag über Neonazis.

"Dreck ist Freiheit", steht auf einem der Wohnwagen. Der ORF-"Schauplatz" hat zuletzt mit seiner Reportage über zwei Neonazis (Titel: "Am rechten Rand") für einen Skandal gesorgt: Das ORF-Team soll die zwei jugendlichen Rechtsradikalen finanziell unterstützt und zu einem "Sieg Heil"-Ruf angestiftet haben. Letzteres behauptet zumindest FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der den ORF auch verklagt hat. Am Freitag nun widmete die ORF-Rubrik sich einer linken Wohnwagengemeinschaft. Radikale Parolen fielen bei einem Zusammentreffen der Aktivisten mit Wiens Bürgermeister Michael Häupl allerdings keine.

Der Sendungsverantwortliche Christian Schüller betont in seiner Anmoderation des Beitrags von Robert Gordon zwar das "links" in dessen Titel. Er verweist aber nicht auf den Skandal um "Am rechten Rand". Vor diesem Hintergrund nämlich wirkt die Sendung wie eine Alibi-Aktion. Auf den Untertitel der Sendung - "Schmarotzer oder Schwärmer" - gibt die Doku eine recht sozialromantische Antwort.

Im Zentrum der Reportage steht diesmal eine ganze Community, die um ihren Wagenplatz kämpft. Politische Statements fallen nebenbei: "Anarchie wird falsch interpretiert", sagt einer der mobilen Anrainer. Die Nachteile des Wohnens im Trailerpark sind - abgesehen vom Vertriebenwerden durch die böse Bürokratie - nicht wirklich präsent: "Wie gemütlich es hier ist", heißt es einmal. "Geht's in den Safaripark Gänserndorf", schimpft einer, der der Wagengemeinschaft keine Fläche zum Siedeln geben will, er widme ihnen "kein Zigeunerplatzl". Dass Alltagsrassismus wie dieser vielleicht das Unverständnis gegenüber den Nichtsesshaften speist, wird nicht thematisiert.

"Polizisten scheinen bei Demonstrationen oft eher die Rechten vor den Linken zu beschützen", mutmaßt der Redakteur. Und einer der Linken: Das Geld sei daran schuld, dass viele beruflich Erfolgreiche ihre einst hehren Grundsätze vergessen. Seine Einstellung der Parteien gegenüber? "Mir fallt nix Besseres ein, als ein Fragezeichen auf den Wahlzettel zu schreiben", meint er. Das hat er kommenden Sonntag wohl mit vielen anderen Österreichern gemein.

((trick))

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