"Hindenburg" im ORF: Ein Nazi-Traum in Flammen

Hindenburg NaziTraum Flammen
Hindenburg NaziTraum Flammen(c) ORF
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Das dramatische Unglück der Hindenburg als spannender Verschwörungsthriller: Ein fesselndes Drama in zwei Teilen - über Politik, Gier und die Liebe in spektakulären Bildern.

Bis heute ranken sich Verschwörungstheorien um die Explosion der Hindenburg bei der Landung am Marineflughafen Lakehurst 1937, bei dem 35 Menschen starben. War es skrupellose Geschäftemacherei? War es eine Bombe? Oder doch statische Aufladung, hervorgerufen durch ein Gewitter?

Jedenfalls war es eine unerwartete Katastrophe, die als historischer Hintergrund für ein TV-Movie mehr Stoff bietet, als sich in einem Hauptabend unterbringen lässt. In zwei Teilen erzählen die Autoren der ORF/RTL-Koproduktion „Hindenburg“ (Johannes W. Betz, Martin Pristl) das fiktive Geschehen: Da ist einerseits das Liebesdrama um zwei junge Leute, deren Schicksale sich durch die Ereignisse auf der Hindenburg ineinander verweben. Gleichzeitig entspinnt sich mit zunehmendem Tempo und steigender Dramatik ein Thriller um dubiose wirtschaftliche und kriegsstrategische Machenschaften, in dem es einen nicht wunderte, würde James Bond persönlich zwischen den Streben des Zeppelins in eleganten Um- und Aufschwüngen für Recht und Ordnung sorgen. Bis zuletzt bleibt es spannend.

Regisseur Philipp Kadelbach zieht bei den Special Effects alle Register, hat es im Projektbudget von 10,5Millionen Euro untergebracht, die Hindenburg im Studio teilweise nachzubauen – und lässt den Zeppelin, der sich als Stolz des nationalsozialistischen Deutschlands in die Lüfte erhob, in spektakulären, digital am Computer generierten Bildern in Flammen aufgehen. Da steht das Ende der „Titanic der Lüfte“ der spektakulären Hollywood-Verfilmung vom Untergang des Dampfers kaum nach.


Schlüssige Besetzung. Die Rollen sind teils prominent, jedenfalls bis in Nebenlinien hinein passend besetzt: Maximilian Simonischek ist der charmant gegelte Luftschiffkonstrukteur Merten Kröger, der sich trotz seiner Verklemmtheit zum Helden mausert. Lauren Lee Smith gibt die emanzipierte Jennifer, Tochter des skrupellosen Erdöl-Lobbyisten Van Zandt (verbissen: Stacy Keach) und seiner naiv-hinterhältigen Frau (Greta Scacchi). Heiner Lauterbach hat als Reederei-Geschäftsführer kurze, aber prägnante Auftritte. Und Hannes Jaenicke, eben erst als korrupter Polizist im neuen „Schimanski“ zu sehen, bleibt als Varietékünstler im zwielichtigen Fach.

Und die Musik? Da mischen sich flotte 30er-Jahre-Klänge mit emotionssteigerndem E-Gitarren-Sound – eine mutige akustische Liaison, aber passend. So geht das historisch inspirierte TV-Movie als moderne Katastrophen-Action durch, die nicht auf Aufklärung abzielt – sondern auf gute Unterhaltung. Und die ist gelungen.

So und Mo, 20.15Uhr, ORF2/RTL.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2011)

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