Theaterfest Niederösterreich: Schwere Sommerkost

Theaterfest Niederoesterreich
Theaterfest NiederoesterreichLisa Hetzmannseder
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Mit Zeno Stanek und Margit Mezgolich haben zwei 42-jährige Theatermacher in Stockerau und Litschau neue Intendanzen übernommen: "Wir machen Theater im Sommer, aber nicht Sommertheater".

Mit der Premiere von "Eine Nacht in Venedig" beim Kultursommer Laxenburg wurde gestern, Sonntag, Abend die Sommertheatersaison in Niederösterreich eröffnet. "Sommertheater" - das klingt nach leichter Muse und lockerer Unterhaltung. Ist aber harte Arbeit, versichern Zeno Stanek und Margit Mezgolich. Die beiden Theatermacher haben im Rahmen des 21 Spielorte umfassenden "Theaterfest Niederösterreich" neue Intendanzen übernommen. Stanek ist vom Herrenseetheater Litschau nach Stockerau gewechselt, im Waldviertel wurde Mezgolich, bisher Leiterin des Wiener TAG, seine Nachfolgerin. "Wir machen Theater im Sommer, aber nicht Sommertheater", umreißt Stanek das gemeinsame Selbstverständnis.

"Dass sich ein paar Schauspieler im Sommer zusammengetan haben und nach ein, zwei lockeren Probenwochen etwas Lustiges oder Seichtes zum Besten gegeben haben, gab's vielleicht früher", erzählt Stanek. "Heute ist die Konkurrenz groß. Man muss das Publikum ernst nehmen und ihm wirklich etwas bieten." Was das sein kann, schildert Mezgolich so: "Im Sommer ist der Theaterbesuch eingebunden in ein größeres Erleben. Dabei ist das Ambiente, das Drumherum extrem wichtig. Es entsteht ein Gemeinschaftserlebnis, ein Kurzurlaubsgefühl, bei dem die Leute dem Theater mit größerer Offenheit begegnen als unter der Saison, wenn sie unmittelbar aus dem Alltagsstress ins Theater kommen."

Keineswegs leichte Sommerkost

Deswegen bieten auch die beiden 42-jährigen Neo-Intendanten in ihren ersten Saisonen keineswegs leichte Sommerkost. In Stockerau, wo in den vergangenen Jahren Alfons Haider auf Musicals setzte, zeigt Stanek ab 25. Juni Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" (die Musical-Version des bekannten Stücks kommt im Februar 2014 ins Wiener Ronacher) mit Anne Bennent in der Hauptrolle, in Litschau adaptiert Mezgolich John Steinbecks Roman "Von Mäusen und Menschen" für die Bühne (Premiere am 1. August).

"Ich habe etwas gesucht, das in das ländliche Milieu passt", so Mezgolich. "Es ist die berührende Geschichte einer Freundschaft unter prekären Verhältnissen. Es ist sehr reizvoll, diese Geschichte im Erntehelfermilieu von heute zu erzählen." Der große, weiße Hase, der auf den Plakaten für Aufmerksamkeit sorgt, ist als abstrakte Figur, als Verkörperung von Träumen, auch im Stück präsent. "Im Moment schwitzt der Schauspieler im Hasenkostüm bei den Proben fürchterlich, aber man weiß im Waldviertel nie: Vielleicht wird er bei manchen Aufführungen noch froh sein um sein warmes Fell", lacht die Regisseurin.

Wie wird eigentlich das Wetter?

Das Wetter ist naturgemäß ein ständiges Thema im "Sommertheater". Auch Stockerau wurde von der Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Die Bühne habe es jedoch überstanden, die Ausbesserungsarbeiten wurden bereits von sommerlicher Hitze begleitet, erzählt Stanek, der bei Schlechtwetter mit der Aufführung in den Stadtsaal wechseln kann. Im "urbanen Umfeld" von Stockerau versucht er mit dem Stück, in dem eine Milliardärin in ihre Heimatstadt zurückkehrt und alle Bewohner in ihren Racheplan an einem ehemaligen Geliebten miteinbezieht, in alle Richtungen zu mobilisieren: Mit Blaskapelle und Komparserie sind bis zu 54 Leute auf der Bühne. Für die Vorstellungen sind 15.000 Karten aufgelegt - ziemlich exakt die Einwohnerzahl der Stadt Stockerau. Inklusive der vielen begleitenden Konzerte, mit denen die ganze Stadt in Festivalstimmung versetzt werden soll, sind es sogar 20.000 Karten. 100.000 Euro Subvention gibt es vom Land und noch einmal so viel von der Stadt.

70.000 Euro Landessubvention fließen nach Litschau, wo von den 2350 aufgelegten Tickets 65 Prozent verkauft werden müssen, um kein Defizit zu machen. Das scheint machbar, lag die durchschnittliche Auslastung im "Theaterfest Niederösterreich" im Vorjahr, als 220.000 Besucher bei rund 500 Vorstellungen gezählt wurden, doch bei 88 Prozent. Heuer dauert die Sommertheatersaison zwischen Amstetten und Weißenkirchen bis 7. September. Die mit einem eigenen Marketingbudget vom Land beworbene Dachmarke "Theaterfest" finden sowohl Stanek als auch Mezgolich eine gute Sache. Es gebe einen regen Austausch zwischen den einzelnen Intendanten und eindeutig mehr Verbindendes als Trennendes, versichert der neue Stockerauer Intendant: "Letztendlich machen wir alle Theater und versuchen eine möglichst hohe Qualität zu bieten. Und jeder kann vom anderen nur profitieren."

(APA)

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