Abschied: Susi Nicoletti gestorben

Die Grande Dame der heimischen Theaterszene starb im Alter von 86 Jahren nach schwerer Krankheit in Wien.

Romy Schneider, Heinz Rühmann, Nina Proll und Klaus-Maria Brandauer haben eines gemeinsam: Sie waren zumindest einmal ihre Filmpartner. Auch Senta Berger, Erika Pluhar und Klaus Wildbolz verbindet etwas: Sie wurden von ihr unterrichtet. Susi Nicoletti kannte sie alle - die Stars von gestern, von heute und auch so manche von morgen. In der Theaterstadt Wien war die gebürtige Münchnerin, die sich nach eigenen Worten "sofort in Wien verliebt" hatte - und erst im Jänner dieses Jahres mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien gewürdigt wurde - eine Institution. Die Kammerschauspielerin wurde 86 Jahre alt.

Grande Dame der Schauspielkunst

"Susi Nicoletti war für Generationen stilprägend, sie ist eine Grande Dame der Schauspielkunst", hatte sie Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny zu ihrem 85. Geburtstag gewürdigt. Sie stand fast bis zuletzt für Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera, eine Mitwirkung an der "Acht Frauen"-Inszenierung von Reinhard Schwabenitzky musste sie aus gesundheitlichen Gründen im Vorjahr aber absagen.

Geboren am 3. September 1918 in München, als Tochter der Schauspielerin Consuela Nicoletti und des Reedereidirektors Ernst Habersack, übersiedelte Susi Nicoletti im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern nach Amsterdam, wo sie bis 1927 lebte. Wieder zurück in München erhielt das Mädchen Tanzunterricht und besuchte so oft wie möglich das Theater. Bereits im Alter von 13 Jahren bestritt sie ihre ersten öffentlichen Auftritte: Sie tanzte kleine Rollen in Kindermärchen der Münchner Kammerspiele. Mit 15 Jahren erhielt Nicoletti einen Jahresvertrag als Solotänzerin an der "Münchner Opernbühne".

"Nicht alles war Theater"

Zum Sprechtheater kam Nicoletti, als sie sich im selben Jahr der Kabarett-Gruppe "Die Weißblaue Drehorgel" anschloss und im Münchner Residenztheater statierte. Ein Jahr später besuchte sie die Schauspielschule von Magda Lina im Maximilianeum der bayerischen Hauptstadt. Es folgten mehrere Engagements an deutschen Bühnen, bevor die Mimin 1940 nach Wien ans Burgtheater kam. Dort debütierte sie in Hermann Bahrs "Der Franzl" als Partnerin von Paul Hörbiger. Neben ihren zahlreichen Bühnenrollen (allein an der Burg waren es an die hundert) drehte sie seit 1939 immer wieder Filme, insgesamt mehr als 90 (darunter "Hallo Dienstmann" oder "Mariandl") - denn "Nicht alles war Theater", wie sie ihre 1997 veröffentlichten Erinnerungen nannte.

Am Burgtheater (wo sie Ehrenmitglied des Hauses war) und bei den Salzburger Festspielen (Debüt 1946 als Smeraldina in Goldonis "Diener zweier Herren") profilierte sich Nicoletti vom "Mädel" zur feinen Dame, wie etwa zur Marchesa (Pirandellos "Heinrich IV."). Im Laufe ihrer Karriere spielte sie mit vielen Großen des zeitgenössischen Theaters und Films.

Daneben hat die in zweiter Ehe mit Burg- und Josefstadt-Direktor Ernst Haeussermann (1916-1984) verheiratet gewesene Künstlerin auch als Tanz- und Schauspiellehrerin nachhaltigen Einfluss auf das heimische Bühnenleben genommen. Als ordentliche Professorin des Wiener Max-Reinhardt-Seminars (seit 1954) unterrichtete sie über 800 Schüler, darunter Heidelinde Weis, Ute Lemper, Albert Fortell oder den heutigen Burgtheater-Direktor Klaus Bachler.

Nicoletti wurde für ihr Schaffen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse", der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold", dem "Nestroy Ring", der Lebenswerk-"Romy" oder einem "Undine-Award" für ihr Lebenswerk als Nachwuchsförderin.

"Ich hatte närrisches Glück im Leben, denn ich hatte immer Menschen um mich, die etwas erreichen wollten", hatte Nicoletti in einem Interview zu ihrem 85er gesagt. Sie selbst habe "ja ständig was zu tun. Ich liebe das Theater. Manchmal sitze ich im Theater und vergesse, wo ich bin, weil ich so mitlebe." Und auf den Tod angesprochen, antwortete sie damals ganz trocken: "Den Tod fürchte ich nicht."

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