Der gebürtige Österreicher Walter Schmidinger, der zuletzt am Berliner Ensemble gespielt hat, ist in der Nacht auf Sonntag gestorben.
Am besten über sein Leben erzählen konnte er selbst. Etwa in der schnörkellosen Dokumentation „Mit den Zugvögeln fort...“, die seine Schauspielkollegin Andrea Eckert 2006 über ihn gemacht hat. Ohne einen Erzähler kam der 45-minütige Film über den gebürtigen Linzer Walter Schmidinger aus. Stattdessen hielt der Schauspieler einen unterhaltsamen Monolog. Während er in der Theatermaske und in seiner Berliner Wohnung saß, sah man ihn von den großen und den kleinen Tagen, den lauten und den leisen erzählen. Von der Kindheit in einer ärmlichen Familie, vom Tod des Vaters, der eines Tages in der Donau gefunden wurde – und davon, dass der Sohn am selben Abend wieder auf der Theaterbühne stand.
Seine Theaterlaufbahn begann Schmidinger nach der Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar im Theater in der Josefstadt. Später spielte er nahezu alle großen Rollen an den wichtigsten deutschsprachigen Bühnen, darunter am Deutschen Theater in Berlin und am Wiener Burgtheater. Seit 2003 war er ständiges Mitglied des von Claus Peymann geleiteten Berliner Ensembles. Die „FAZ“ schrieb einmal über ihn: „Schmidinger wirkt immer wie ein Überraschungsgast auf der Bühne. Ihm ist alles zuzutrauen.“ Ab den 1970er-Jahren war er auch immer wieder im Fernsehen zu sehen, etwa in „Kir Royal“ oder „Opernball“. In der Nacht auf Sonntag ist Schmidinger, der 2006 mit dem Nestroy-Preis für sein Lebenswerk geehrt wurde, im Alter von 80 Jahren gestorben. (APA/awa)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2013)