Das Burgtheater, ein ewiger Kindheitstraum

Burgtheater
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In einem dreitägigen Jubiläumskongress feiern ganz Wien und Umgebung 125 Jahre des Hauses am Ring. Direktoren, Stars und Gelehrte erinnern sich.

Klaus Maria Brandauer sitzt entspannt in einem Sessel auf der Bühne des Burgtheaters. Er sagt: „Ich habe mir mit der Burg einen Kindheitstraum erfüllt.“ Der Theatermacher Hermann Beil, der ihm freundlich assistiert, als spiele er noch immer wie zuvor in dieser Woche mit seinem nunmehrigen Berliner Weggefährten Claus Peymann in Dramoletten von Thomas Bernhard, nickt bewundernd.

Was wird an diesem Freitag im großen Haus gegeben? „Handwerk. Kunst. Heiterkeit“ sagt das Programm, und die beiden halten sich auch daran. Brandauer und Beil sind Teil jenes Kongresses, mit dem das Burgtheater bis zu diesem Sonntag 125 Jahre Haus am Ring feiert. „Von welchem Theater träumen wir?“, lautet das Motto, und diese Suggestivfrage beantworten die beiden Profis auf das Artigste.

Das Handwerk sei kein Honigschlecken, weiß Brandauer, doch er habe die Burg nie als erdrückend empfunden, sondern als Glück. „Was wir machen, ist völlig überflüssig!“, schreit er hinaus, und da scheint es, als fühlten sich alle im Saal erleichtert. Nächster Satz: „Aber wir wollen in dem, was wir machen, sehr ernst genommen werden.“ Das Theater müsse immer wieder neu erfunden werden und doch so bleiben, wie es ist, sagt der Regisseur, Film- und Bühnenstar, der dieser Traditionsstätte immer verbunden blieb: „Ich bin für das modernste Theater, und zwar möglichst altmodisch.“


Hochkulturfanatismus. Der von Ex-Vizedirektorin Karin Bergmann organisierte Kongress nimmt das Jubiläum wirklich ernst. Eine nette Geste des Hausherrn Matthias Hartmann: Seine vier noch lebenden Vorgänger waren ebenfalls zu Diskussionen eingeladen, es beteiligt sich eine Fülle an Schauspielern, Machern und Experten, an Menschen, die die Bühne prägten.

Einleitend vollführt Historiker Oliver Rathkolb in seinem Vortrag „Mythos Burgtheater“ eine Tour de Force durch 125 Jahre. Dieses Nationaltheater habe bisher jeder Epoche als Symbol gedient. Stets habe die Burg, die am 14.Oktober 1888 zu den Klängen von Ludwig van Beethovens Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“ eröffnet wurde, seine tragende Rolle als Staatstheater erfüllt, war demnach also immer affirmativ, ob nun zu Kaisers Zeiten, im Ständestaat, unter den Nazis oder währen der Republiken.

„Der Unterschied zwischen Bühne und Zuschauerraum verschwindet in diesem feierlichen Augenblicke“, schrieb die „Neue Freie Presse“ über das neue Haus. In seinen Erinnerungen „Die Welt von Gestern“ bemerkte Stefan Zweig ein halbes Jahrhundert später laut Rathkolb „die deutlich erkennbare Flucht aus der extrem dynamischen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft, die sich im Beharrungssystem des Habsburger-Imperiums als Hochkulturfanatismus manifestierte“.

Und wie steht es mit dem tragenden „Staatstheater“ der Republik heute? Rathkolb konstatiert, dass es seit den Achtzigerjahren eine Ausweitung der Emanzipation gegeben, dass sich die Parteipolitik sukzessive zurückgezogen habe.


Königsetappe. Stets sah man dieses Haus in Wien als etwas Besonderes. Die Theaterwissenschaftlerin Hilde Haider-Pregler nimmt die deutschen Direktoren Laube und Peymann als Zeugen für die Besonderheit der Institution. Letzterer habe „die Burg als Königsetappe seiner Laufbahn bezeichnet“. In Wien, so Haider-Pregler, halte man die Burg ohnehin für den Olymp, „man will aber doch auch Bestätigung von außen.“ Schon Laube behauptete, dass für die Schauspielkunst hier das Land der Märchen sei.

Diesen Sonntag, den 13.Oktober, wird der Kongress ab elf Uhr mit einer Festmatinee beendet. György Konrád soll die Festrede halten, die Dichterin Elfriede Jelinek hat eine Grußbotschaft geschickt, die dargeboten wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2013)

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