Schauspieldirektorin verlässt die Festwochen

Frie Leysen
Frie Leysen(c) EPA
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Frie Leysen löst ihr Dienstverhältnis mit den Wiener Festwochen per 30.Juni 2014. Ersetzt wird sie durch zwei Programmkuratoren: Stefan Schmidtke und Marina Davydova.

Nur eine einzige Saison, die des Jahres 2014, hat die belgische Theaterfrau Frie Leysen als Schauspieldirektorin die Wiener Festwochen gestaltet: Sie verlässt diese vorzeitig, offenbar wegen eines anderen Angebots. „Frie Leysen möchte sich beruflich verändern und künstlerisch anderen Horizonten zuwenden“, steht in der Aussendung der Festwochen: Intendant Markus Hinterhäuser und Geschäftsführer Wolfgang Wais wollten den Plänen von Frie Leysen, der sie größte Wertschätzung und Anerkennung entgegenbringen, nicht im Wege stehen.

Man habe sich „im besten beiderseitigen Einvernehmen darauf geeinigt, die Zusammenarbeit nach den Wiener Festwochen 2014 zu beenden“. Alle drei, Leysen, Hinterhäuser und Wais, seien überzeugt, „dass wir für 2014 ein starkes Festival und ein wunderbares Programm geplant haben, das vom Publikum mit großer Begeisterung angenommen wird“.

Frie Leysen war im August 2012 engagiert worden, nachdem die im Mai 2011 als stellvertretende Intendantin und Chefkuratorin der Festwochen präsentierte Shermin Langhoff im Mai 2012 bereits wieder abgesagte hatte – laut eigener Aussage „aus persönlichen, familiären Gründen“. Tatsächlich hatte sie das Berliner Gorki-Theater gelockt.

Gerüchte, dass Leysen wegen zu geringer Autonomie unzufrieden gewesen sei, weist Markus Hinterhäuser im Gespräch mit der „Presse“ vehement zurück: Man müsse sich nur das Programm ansehen, in dem der von Leysen gestaltete Theaterbereich einen großen Raum einnehme. Ihn wundere auch der Shitstorm, der derzeit gegen die Festwochen-Produktion von „Die Neger“ von Jean Genet bläst: „Wie kann jemand behaupten, die Inszenierung sei rassistisch, wenn sie noch niemand gesehen hat, wenn noch nicht einmal eine einzige Probe stattgefunden hat?“

Mitschuld am vorzeitigen Abgang Leyens könnte sein, dass die drei Jahre, für die die künstlerischen Führungskräfte der Festwochen verpflichtet wurden, im internationalen Vergleich eher knapp bemessen sind. Hinterhäuser selbst hat ja auch nur mehr die Saisonen 2015 und 2016 zu gestalten; ab 2017 leitet er die Salzburger Festspiele.

Den Schauspielbereich der Festwochen übernehmen Programmkuratoren: der Deutsche Stefan Schmidtke 2015, die Russin Marina Davydova 2016. Beide sind Russland-Experten; Davydova war Theaterkritikerin der „Iswestija“, sie schrieb das Buch „Das Ende einer Theaterepoche“ über Theater in Russland. Schmidtke hat auch für Wiener Bühnen einiges aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt, 2001 bis 2005 leitete er bei den Festwochen die Reihe „forumfestwochen ff“, 2006 bis 2008 in Hannover und Braunschweig das Festival „Theaterformen“. (APA/tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2014)

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