Krems: Poesie aus dem Reichtum des Armen

An Zbynek Sekal (1923 bis 1998) erinnert die Kunsthalle Krems mit einer konzentrierten Zusammenstellung aus dem vielgestaltigen OEuvre des in Prag geborenen Bildhauers.

Der "Tote Kopf" liegt auf einer Stele, wenn man die Zentrale Halle betritt. Zbynek Sekal hat ihn 1975 geschaffen. Ein bronzener Schädel, dessen Mund vom letzten Atemzug geöffnet ist, in dem die Spannung des Todeskampfs eingefroren scheint. Es ist das weit realistischste Exponat.

Die Skulptur begleitet die dem 1923 in Prag geborenen und 1998 in Wien gestorbenen Künstler gewidmete Ausstellung ein. Eine Übersicht, eine Einsicht in sein Werk, die in dem Kubus der Kunsthalle einen adäquaten Rahmen gefunden hat. In seiner Geburtsstadt hat Sekal bei Frantisek Tichý und Ernst Filla studiert, hatte seit Mitte der fünfziger bis Anfang der sechziger Jahre seinen gewichtigen Platz in der tschechischen Kunst. Ab 1959 konnte er Kontakte nach außen knüpfen, nahm am Symposium Europäischer Bildhauer in St. Margarethen teil. 1968 folgte der Ausschluß aus dem Verband tschechischer Künstler und Ausstellungsverbot. Sekal emigrierte 1970 nach Wien.

Im Konzept des Kurators Kristian Sotriffer, der Sekal freundschaftlich verbunden war, sind die Exponate in einem Raumkonzept versammelt, das den Werk-Ausschnitt in drei Gruppen gliedert: Ein Innenraum birgt "Gerüste und Schreine", ein Außenraum Bronzen, an den Wänden dieser Architektur sind "Zusammengesetzte Bilder" gehängt.

Dicht, aber geordnet, wohl in Anspielung auf die Ateliersituation Sekals trifft man auf die "Gerüste und Schreine" im Inneren. Raffinierte orthogonale Holzgitter schließen Fundstücke in präzisen, leise theatralischen Objekten ein. An den Außenwänden ist Platz für die "Zusammengesetzten Bilder": arme, gefundene Materialien, Metall und Holz, die zu Bildwerken gefügt sind, die Figuren, Landschaften, subtil strukturierte Räume vorführen. Bronzen, mit Kubismus und Surrealismus spielend, lassen im "Äußeren" der Assoziation Raum. Auch hier tritt Sekal als ein leiser nach der Form Suchender, sich jedoch nicht Festlegender auf. Ein Universum aus Material und Form geschöpft zeigt sich hier, eines das nicht auftrumpft, sondern poesievoll einlädt.

Bis 18. 8. 2002, tägl. 10-18 Uhr.

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