Gute Komödie, mittelschwer beschädigt

Regisseurin Elfriede Ott ging in den Wiener Kammerspielen zu brachial mit Miguel Mihuras netten "Katzenzungen" um. Vor allem die Katzen wurden falsch gedrillt.

Das waren noch Zeiten, 1966. Helene Thimig spielte die schrullige Tante Fini, Albert Rueprecht den Vincenz, "Burschi!" genannt, 35 Jahre alt, fest in der Hand von Tantchen und Muttchen - und Elfriede Ott war die Asphaltblüte Stupsi. Eine entzückende Kostbarkeit aus dem Theatermuseum, für alle jene, die sich an die Aufführung (oder die TV-Aufzeichnung) noch erinnern können.

Die Zeit vergeht. Nun hat Elfriede Ott in den Kammerspielen die "Katzenzungen" inszeniert. Immerhin, mit einem schauspielerischen Kaliber als Tante Fini: Aglaja Schmid, die souverän, charmant agiert, aber sich nicht unbedingt als ideale Darstellerin für Boulevard erweist. Wenigstens blieben Aglaja Schmid jene peinlichen Turnübungen und Schreiereien erspart, welche die Dirnen-Truppe absolvieren muß. Andauernd blökt irgendwer aus und in den Kulissen. So weit geht es, daß Sandra Cervik als Stupsi, die hier Änschi heißt, dieselben Bewegungen vollführen muß wie die Schauspielerin Ott: Bein vor, Arm ins Publikum gestreckt.

Pointen-Demo im Stil der fünfziger Jahre. Seht her, Leute, hier wird Komödie gespielt, für den Fall, daß es irgend jemand noch nicht begriffen hat.

Nun ja. Die Aufführung ist trotzdem nicht durchgehend nervtötend: weil Schauspielerinnen wie Sandra Cervik oder Doris Nitsch (als weitere Dirne namens Ricky) ihr gewöhnlich gutes Format auch in diesem Rahmen nicht ganz verleugnen können. Vor allem aber wegen Michael Dangl, der als Berater für die künftige Programmierung der Kammerspiele herangezogen werden sollte. Aus dem patscherten Buben Vincenz macht Dangl eine Studie: das gehemmte Lachen, das Schnauben, die ruckartigen Bewegungen und Annäherungsversuche. Als Mörder wird der arme Junge verdächtigt, ja, er hat etwas Undurchschaubares, aber das kommt nur von seinen Hemmungen, seiner Unbeholfenheit.

Dumm ist er trotzdem nicht: Dieser Vincenz ahnt oder weiß, daß er eine Hure liebt, er will es aber nicht wahrhaben, und schon gar nicht will er, daß Tante und Mutti etwas merken. Ja, so könnte es funktionieren. Recht gelungen, wenn auch etwas mit Gags überladen: Walter Müllers Bearbeitung von Hans Weigels Fassung des Lustspiels. bp

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