Oscar-Nominierungen: Zweimal Blanchett, keine Gala?

APA (JUERGEN OLCZYK)
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Kein wirklicher Favorit, Österreich rittert um Auslandsoscar: Stefan Ruzowitzkys KZ-Drama "Die Fälscher" hat es auf die Liste der letzten fünf geschafft.

Die „Academy for Motion Pictures Arts and Sciences“ gab am Dienstag die Nominierungen für den berühmtesten Filmpreis der Welt bekannt. Im Rennen um den „Oscar“ – als bester fremdsprachigen Film – ist auch Österreich: Stefan Ruzowitzkys KZ-Drama "Die Fälscher" um Karl Markovics hat es auf die Liste der letzten fünf geschafft.

Die Konkurrenten des gebürtigen Wieners Ruzowitzky für den gern als „Auslandsoscar“ abgekürzten Preis sind der polnische Altmeister Andrzej Wajda (für Katyn), der Israeli Joseph Cedar (Beaufort) und zwei Russen: Veteran Nikita Michalkov (12, ein russisches Remake von Die zwölf Geschworenen) sowie Sergej Bodrow, dessen Film Mongolfür Kasachstan ins Rennen geht.

Ansonsten gab es bei den Nominierungen – erwartungsgemäß – keinen wirklichen Favoriten, in den Hauptpreiskategorien liegen drei Filme vorne: Der Thriller No Country For Old Men der Brüder Joel und Ethan Coen und die Ölbaron-Saga There Will Be Blood von Paul Thomas Anderson erwiesen sich schon im Vorfeld als die Kritikerlieblinge des Jahres, brachten es auf je acht Nominierungen. Dazu kommt mit dem siebenfach vorgeschlagenen Justizdrama Michael Clayton das Regiedebüt von Drehbuchautor Tony Gilroy. Alle drei Filme laufen übrigens noch im Februar in Österreich an.

Dieses Trio brachte es auf Nominierungen als bester Film, für die beste Regie und das beste Drehbuch – wie auch eine Außenseiterüberraschung: Die Schwangerschaftskomödie Juno von Jason Reitman. Der fünfte „beste Film“, das Historienmelodram Abbitte/Atonement erzielte zwar auch sieben Nominerungen (darunter für das Drehbuch), wurde aber bei den Regiepreisen übergangen, zu Gunsten von Julian Schnabels Buchverfilmung The Diving Bell and the Butterfly.

Im Fall von Michael Clayton kamen noch drei Schauspieler-Nominierungen hinzu: George Clooney als Hauptdarsteller sowie Tilda Swinton und Tom Wilkinson für ihre Nebenrollen; als bester Hauptdarsteller wurde auch Daniel Day-Lewis für die überlebensgroße Darstellung eines Öl-Pioniers in There Will BeBlood vorgeschlagen; beim Film der Coen-Brüder reichte es nur für eine Nebenrollen-Nominierung: Sie ging an Javier Bardem für seinen Auftritt als unaufhaltsamen Killer mit Prinz-Eisenherz-Frisur.

Als unangefochtene Triumphatorin in den Schauspieler-Kategorien stellte sich freilich Cate Blanchett heraus: Sie wurde für ihre Popstar-Darbietung in Todd Haynes' Bob-Dylan-Film I'm Not There als beste Nebendarstellerin nominiert. Für ihre (wiederholte) Verkörperung der britischen Herrscherin in Elizabeth: Das goldene Königreich schlug man sie als beste Hauptdarstellerin vor, sie konkurriert mit Julie Christie (für das Alzheimer-Drama An ihrer Seite/Away From Her), Marion Cotillard (für die Piaf-Bio La Vie en Rose), Laura Linney (für die Tragikomödie The Savages) und Ellen Page (Juno).

Der Streik droht: Findet Zeremonie statt?

Als beste Darsteller messen sich Clooney und Day-Lewis mit Johnny Depp (als singendem Mörder-Barbier Sweeney Todd), Viggo Mortensen (für den London-Krimi Eastern Promises) und Tommy Lee Jones (für das Kriegsheimkehrer-Drama In the Valley of Elah). Als bester Dokumentarist geht u.a. Michael Moore für Sicko ins Rennen, als bester Animationsfilm Ratatouille, der insgesamt stolze fünf Nominierungen erhielt.

Für mehr Spannung als die eigentliche Preisvergabe dürfte heuer ohnehin die Frage sorgen, ob sie überhaupt plangemäß als große Gala am 24.Februar stattfinden kann. Wegen des Autorenstreiks in Hollywood scheint eine Wiederholung der Blamage bei den diesjährigen „Golden Globes“ (noch) möglich: Da hielt man nur eine Pressekonferenz ohne Stars ab. Das wird die Traumfabrik einem (TV-)Millionenpublikum – ganz zu schweigen von der eigenen Eitelkeit – wohl doch nicht zumuten wollen.

„Im Sucher“: Stefan Ruzowitzky auf S.39

ÜBERBLICK: Hauptkategorien

Nominiert als bester Film: „Atonement“, „Juno“, „Michael Clayton“, „No Country for Old Men“, „There Will Be Blood“

Beste Regie: Jason Reitman („Juno“), Julian Schnabel („The Diving Bell and the Butterfly“), Tony Gilroy („Michael Clayton“), Joel und Ethan Coen („No Country for Old Men“), Paul Thomas Anderson („There Will Be Blood“)

Beste Darstellerin: Julie Christie („Away From Her“), Cate Blanchett („Elizabeth: The Golden Age“), Marion Cotillard („La Vie en Rose“), Laura Linney („The Savages“), Ellen Page („Juno“)

Bester Darsteller: Daniel Day-Lewis („There Will Be Blood“), George Clooney („Michael Clayton“), Johnny Depp („Sweeney Todd“), Tommy Lee Jones („In the Valley of Elah“), Viggo Mortensen („Eastern Promises“)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2008)

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