Heath Ledger gestorben: Ruhelos wie in Sturmhöhe

AP (Dima Gavrysh)
  • Drucken

Mit 28 Jahren starb der australische Hollywood-Star in seiner Wohnung in New York. „Brokeback Mountain“ hat ihn berühmt gemacht.

Der junge Mann mit dem traurigen Blick und dem traurigen Vornamen ist tot. So wie bei James Dean, River Phoenix oder Kurt Cobain wird auch bei dem wandlungsfähigen Hollywood-Star Heath Andrew Ledger dieser elegische Zug zu seinem Mythos beitragen: „Only the good die young.“ Am Bett des 28-Jährigen in seinem Apartment im New Yorker Soho fand man in der Nacht auf Mittwoch Schlaftabletten. Er hatte sie zuletzt beim Dreh des Batman-Sequels in starker Dosierung gebraucht, laborierte dann auch noch an einer Lungenentzündung. Ein grausiges Clownsgesicht zeigt Ledger im Trailer von The Dark Knight. Er spielt in diesem Blockbuster, der im Juli herauskommen soll, den Joker, den grinsenden Zerstörer, der selbst eine zerstörte Fratze trägt.

Von Drogenmissbrauch, von durchzechten Nächten war neuerdings die Rede bei dem Naturburschen aus Australien, der sich gegen die Festlegung auf die Rolle sonniger Schönlinge zu wehren wusste. „Meine gesamten Fehler sind auf Film“, meinte er einmal selbstkritisch. Er habe keine Ausbildung als Schauspieler, wolle an den Rollen reifen. Wiederholungen fürchtete er ebenso wie die Festlegung auf naive Heldenrollen, auf lächerliche Ritter und andere Hollywood-Klischees. Ledger war auch ein begabter Komödiant. Und er hatte eben den Hang zur Tragik.

Oscar-Nominierung 2006

Heathcliff hatten die literarisch gebildeten Eltern ihren 1979 in Perth geborenen Sohn genannt, nach dem tragischen, getriebenen Helden von Emily Brontës Roman „Wuthering Heights“ (1847). Ruhelos wie in „Sturmhöhe“ schien auch Ledger, der mit 20 Jahren zum gefragten Star in Hollywood geworden war. In rund 20 Filmen recht unterschiedlicher Qualität hat er seit Clowning Around (1996) gespielt, dazu noch in TV-Serien. Zuletzt drehte er mit Terry Gilliam. The Imaginarium of Doctor Parnassus ist noch nicht fertig. Zudem beschäftigte er sich mit Musik. Er drehte ein Schwarz-Weiß-Video zu Nick Drakes Song „Black Eyed Dog“ (Drake starb 1974 mit 26 Jahren).

Ledgers berühmteste Rolle bleibt die des bisexuellen Cowboys Ennis del Mar in Ang Lees Brokeback Mountain (2005). Sanft hat dieser Film das Western-Tabu Homosexualität gebrochen, einfühlsam trug Ledger wesentlich zum Erfolg bei. Er wurde als bester Schauspieler für einen Oscar nominiert. Beim Dreh lernte er die Kollegin Michelle Williams kennen, 2005 bekamen sie eine Tochter. Im Vorjahr trennte man sich.

Über den Charakter des von ihm gespielten Ennis del Mar sagte Ledger: „Die größte Herausforderung war es, seine Ruhe einzufangen. Ich besitze eine halbverzweifelte, nervöse Energie. Mich darin zu zügeln musste ich mir schwer erarbeiten. Beim Drehen in der Wildnis wurde diese Ruhe zu einer ganz natürlichen Haltung.“ Zum Filmen sagte er: „Ich mache das nur, weil es mir Spaß macht. Sobald es mir keinen Spaß mehr macht, werde ich einfach weggehen.“ 

FILMKARRIERE: Heath Ledger

International fiel der Australier aus Perth mit 20 Jahren in „Two Hands“ (1999) auf. Es folgten rasch recht durchmischte Filme, u.a. „The Patriot“ (2000), „Monster's Ball“ (2001), „The Order (2003). „Brokeback Mountain“ (2005) brachte Ledger eine Oscar-Nominierung. 2006 spielte er in „I'm Not There“ einen von sechs Parts als Bob Dylan. Letzte Rolle: der Joker im Batman-Film „The Dark Knight“ (2008).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2008)

---

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.