"Wonderful World": Eine schrecklich nette Familie

(c) AP (Stephan Trierenberg)
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„Wonderful World“: Billige Scherze aus der Neuen Welt. Im Vergleich dazu erscheint „Sex and the City“ als tiefsinniges Werk von Ibsen.

Ein seichtes Stück, eine matte Regie (Janusz Kica), Schauspieler, die vorhersehbare Gags nicht auf den Punkt bringen – „Wonderful World“, das am Donnerstag in den Kammerspielen zur österreichischen Erstaufführung kam, war nicht wunderbar, sondern Magerkäse. Das Beste, was man über diese zweistündige Komödie sagen kann: Wenigstens gab es ein schickes Bühnenbild (von Kaspar Zwimpfer) mit bunten Neonröhren und verschiebbaren Wänden, die für flotte Szenenwechsel sorgen. Auch gelegentlich eingestreute Schlager für Fortgeschrittene sorgten für etwas Stimmung, denn wäre man ein Juror für derzeit populäre TV-Shows, könnte man leider, leider nur drei von möglichen zehn Punkten vergeben.

Späßchen im Callcenter

US-Dramatiker Richard Dresser hat mit seiner Soap über zwei Brüder, die ungleiche Partnerinnen und eine schreckliche Mutter (Lotte Ledl) haben, unterdurchschnittliche Ware geliefert. Zuweilen fragt man sich nach angeblich witzigen Einzeilern (im Callcenter: „Mein einziger Spaß besteht darin, Leute in die Warteschleife zu beamen“), warum nicht, wie in US-Serien, Lacher aus der Konserve eingespielt werden. Das hätte vielleicht Rhythmus hineingebracht.

So aber irren fünf Schauspieler mit einigen Hoppalas durch die Untiefen grotesker Beziehungen. Max (Alexander Pschill) gesteht seiner Verlobten Jennifer (Elke Winkens), dass ihn zuweilen danach gelüstet, sie vor den Bus zu stoßen, um seine Bindungsangst zu bewältigen. Das sagt er just an jenem Abend, an dem sie seinem Bruder Barry (Fritz Hammel) und dessen Frau Patty (Kathrin Beck) beim Essen die Verlobung bekannt geben wollen.

„Halt die Klappe!“

Patty kommt erst gar nicht, weil sie nicht ausdrücklich eingeladen war. So gerät ihr Waschlappenmann in die ganz große Krise. Man gesteht sich Antipathien, verbrüdert sich wieder, trinkt, schreit „Halt die Klappe!“, beginnt ein seltsames Bäumchen-wechsle-dich-Spiel: Das alles wirkt wie eine schlechte Karikatur. Im Vergleich dazu erscheint „Sex and the City“ als tiefsinniges Werk von Ibsen.

„Wonderful World“ ist beileibe nicht das richtige Material für Kica, der bisher an der Josefstadt auch schon mit ernsthaften Aufführungen aufgefallen ist. Schon eher passt es zu Elke Winkens, die unmotiviert zwischen Ausflippen und Lieblichkeit schwankt und nur ganz zum Schluss ein paar schöne Passagen erwischt. Tanzen darf sie auch. Sieben Punkte. Ledl hingegen spielt statisch die trinkfeste Mutter, selbstverliebt und skurril, auch sie hat gelegentlich textliche Unsicherheiten. Am besten trifft Beck die Darstellung der knallharten Business-Lady und neurotischen Ehefrau – sie übertreibt konsequent.

Und die Männer? Sie tasten sich durch diese unentschiedene Regie; Pschill schmollt seriell, falls er nicht Kniefälle macht, Hammel spielt den Deppen, der zusehends rabiat wird, bis zur nächsten Versöhnung. Mehr ist nicht drin bei der harmlosen Show.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2008)

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