John Neumeier in Wien für die "Kameliendame" bejubelt

Kameliendame Hamburg Ballett
Kameliendame Hamburg BallettHolger Badekow
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John Neumeiers Melodram, vom Hamburg Ballett tänzerisch perfekt und ergreifend interpretiert: Heute noch am Theater an der Wien.

Eine Kurtisane. Ein junger Mann aus gutem Hause. Und die Liebe. Mehr braucht es nicht für ein hervorragendes Ballett-Drama. John Neumeier choreografiert die unglückliche Liebe in "Die Kameliendame" zu Klaviersonaten von Frédéric Chopin: Er lässt die Schöne mit dem Verehrer kokettieren, lässt ihn vor Entzückung auf den Boden niedersinken, gestaltet einfühlsame Pas de Deux, bei denen die Ballerina, von entrückter Leichtigkeit getragen, von den Knien auf die Schultern des Tänzers und in luftige Höhen geradezu zu schweben scheint. Hinreißend.

Weil das, was leicht wirkt, so unendlich schwer ist, ließ sich das Publikum im Theater an der Wien von diesem herrlichen Ballett mitreißen, spendete schlussendlich im Stehen Applaus. Alina Cojocaru (Marguerite) und Alexandre Riabko (Armand) hatten zuvor ihre tänzerische Höchstleistung mit einfühlsamem Schauspiel gekrönt. Sie: erst distanziert, dann jauchzend und schließlich zutiefst verletzt. Er: schüchtern, dann stürmisch und am Boden zerstört. Für jede Emotion findet Neumeier die richtige Haltung, das passende Tempo und als es sich in der Beziehung spießt, da muss sich die Ballerina einige unbequeme, grobe Griffe gefallen lassen und spreizt die Unterarme weg wie ein von der Pinzette erfasster Falter.

Das Hamburg Ballett zeigt an diesen drei Abenden (noch am 7. Mai, 19 Uhr, Theater an der Wien) Tanz in Vollendung. Carolina Agüero und Thiago Bordin etwa begeistern in den Theater-Szenen als Manon und Des Grieux. Die Kompanie ist auf hervorragendem Niveau - auch das darf sich Neumeier auf die Fahnen heften. Er hat das Bad im Applaus des Wiener Publikums sichtlich genossen.

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