GEDENKARBEIT: Interviews übers Dritte Reich

Das United States Holocaust Memorial Museum sucht Opfer oder Augenzeugen der NS-Verfolgung für Interviews.

Christian Url arbeitet im „Department of Oral History“ im US Holocaust Memorial Museum in Washington. Diese Institution, die beziehungsvoll am Raoul Wallenberg Place residiert, wurde als lebendige Holocaust-Gedenkstätte geschaffen. „Um Menschen zu inspirieren, sich Hass entgegenzustellen, Völkermord zu verhindern, auf die Menschenwürde aufmerksam zu machen und die Demokratie zu festigen“, erläutert Christian Url. Die Arbeit des Museums werde durch die Unterstützung der US-Regierung garantiert, Sponsoren ermöglichen Projekte in historischer Bildung.

Opfer oder Augenzeugen...

Jetzt sammelt die „Oral-History-Abteilung“ des Museums Aussagen von Opfern oder Augenzeugen, die sich während der NS-Zeit im deutschsprachigen Raum des „Dritten Reiches“ befanden. Sie ist für das Interviewprojekt „Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkriegs: Opfer, Augenzeugen, Täter und Mittäter“ auf der Suche nach Gesprächspartnern. Gesucht werden Personen, die zu dieser Zeit Opfer oder Zeugen von Unterdrückung bzw. Terror gegen Zivilpersonen waren. Die Bemühungen sind besonders darauf gerichtet, auch die Aussagen von nichtjüdischen Opfern oder Zeugen zu erfassen.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit, diesen Aspekt des Holocaust zu dokumentieren“, so Scott Miller, Direktor für Archive und Sammlungen, „und diese Zeugenberichte stellen einen bedeutenden Teil der Geschichte dar. Das Museum ist daran interessiert, Informationen von Menschen zu hören, die diese Ereignisse mit eigenen Augen gesehen haben. Der zeitliche Rahmen, um diese Berichte zu sammeln und für künftige Generationen zu bewahren, wird immer enger.“ Und zwar in rasanter Geschwindigkeit.

Über 9000 Berichte

Darüber hinaus möchte das Museum auch Interviews mit Menschen durchführen, die auf deutscher Seite direkt oder indirekt an Maßnahmen gegen die Zivilbevölkerung beteiligt waren. Seit 1991 hat das Museum über 9000 Zeugenberichte von jüdischen und nichtjüdischen Opfern der Naziverfolgung sowie von Tätern und Mittätern gesammelt. Die Dokumentation erfolgt durch Interviews, die auf Video aufgezeichnet werden.

Opfer oder Zeugen, die sich zur Zeit des NS-Regimes im deutschsprachigen Raum des Dritten Reiches befanden, wenden sich bei Interesse an

Christian Url

US Holocaust Memorial Museum

SW Washington, DC 20024-2126

Tel.: 001/202/488-26 07

E-Mail: curl@ushmm.org hws

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2009)

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