Elisabeth Orth ist neue Doyenne des Burgtheaters

FOTOPROBE: ´WASTWATER´ IM AKADEMIETHEATER
FOTOPROBE: ´WASTWATER´ IM AKADEMIETHEATER(c) APA (HANS KLAUS TECHT)
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Künstlerische Qualitätssicherung und aufrechte Gesinnung sind bei „der Orth“ bestens aufgehoben.

Immer mehr aktuelle Stücke, weniger Klassiker, Burgschauspieler treten in Filmen und im Fernsehen auf, dafür gibt es auf der Bühne Videos und Popmusik. Doch einige schöne Rituale aus der alten Zeit werden beibehalten, z. B. die Berufung einer Doyenne, die ab 15. Februar Elisabeth Orth sein wird. Sie folgt der verstorbenen Annemarie Düringer nach. Was die beiden verbindet, ist Aufgeschlossenheit und ein strenges Wesen. Sollte das Burgtheater künftig wieder in ähnliche Schieflage geraten wie im Vorjahr, sind von Elisabeth Orth deutliche Worte zu erwarten.

Künstlerisch ist die älteste Tochter von Paula Wessely und Attila Hörbiger, die 1936 in Wien geboren wurde und das Reinhardt-Seminar absolvierte, weite Wege gegangen. 1965 debütierte sie an der Burg als Luise in „Kabale und Liebe“ in der Regie von Leopold Lindtberg an der Seite von Klausjürgen Wussow. Bei Achim Benning spielte Orth – die den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits annahm – Feydeau, bei Andrea Breth die Königin Elisabeth in Schillers „Maria Stuart“ oder den Großinquisitor in Breths „Don Carlos“-Inszenierung. Weitere wichtige Regisseure waren Peter Zadek, Martin Kušej, Achim Freyer oder George Tabori. Sie sei immer noch aufgeregt und „ab Mittag unbrauchbar“, wenn eine Premiere bevorstehe, sagte Orth einmal in den „Seitenblicken“. Auch im Kino und Fernsehen war sie zu sehen, darunter in Michael Hanekes Zweiteiler „Lemminge“, in Klaus Maria Brandauers „Georg Elser“ oder in Stefan Ruzowitzkys preisgekröntem Heimatdrama „Die Siebtelbauern“.

In ihrem Buch „Märchen ihres Lebens“ (1975) hat Orth die NS-Vergangenheit ihrer Eltern aufgearbeitet. Sie trat gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit auf, war Mitinitiatorin der „Demokratischen Offensive“ und nahm 1993 am Lichtermeer gegen die schwarz-blaue Regierung teil. An der Burg ist Orth aktuell in „Die letzten Tage der Menschheit“ zu sehen, in Breths „Hamlet“-Inszenierung als Ophelia – oder in Ewald Palmetshofers „Die Unverheiratete“ im Akademietheater. Dort wird ihre Ernennung zur Doyenne am 15. 2. gefeiert.

(APA)

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