„Feedback“: Suche nach dem, was vom Tanz bleibt

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Österreichs Tanzszene empfiehlt sich internationalen Festivals und zeigt an fünf Tagen, was sich zu erinnern lohnt.

Ein paar Stücke zumindest will Walter Heun jener Flüchtigkeit entziehen, die den Tanz so faszinierend wie vergänglich macht – und zeigt im Tanzquartier den mehrtägigen Schwerpunkt „Feedback“: Performances, die in Österreich entstanden sind, werden noch einmal gezeigt, etwa siebzig Vertreter europäischer Tanzhäuser und Festivals haben sich dazu angekündigt, die die eine oder andere Produktion später einladen werden. „,Feedback‘ ist ein Schaufenster der österreichischen Szenen geworden“, ist TQW-Chef Heun überzeugt. Das „riskante“ Eröffnungsstück des Vorjahres – Christine Gaiggs „DeSacre!“ über die Moskauer Band Pussy Riot – wurde danach zur Euro-Scene Leipzig eingeladen.

Und was empfiehlt Heun den Kollegen und dem Publikum in diesem Jahr? Philipp Gehmacher eröffnet am Mittwoch im Mumok mit „My Shapes, Your Words, Their Grey“, einem Stück über die Zwischentöne und -räume in Kunst und Leben in der Grauzone zwischen bildender Kunst und Theater. So wie Ian Kaler sei Gehmacher ein Künstler, der „im Zusammenhang mit der bildenden Kunst gut aufgehoben ist“, sagt Heun. Kaler beschäftigt sich in „Contingencies“ mit dem Verhältnis von Raum und Körper und der Architektur als performativem Element. Für größere Festivals geeignet seien Doris Uhlichs 20-Personen-Stück „More than Naked“, in dem der nackte Körper genüsslich inszeniert und das gängige Schönheitsideal hinterfragt wird, aber auch Chris Harings „Deep Dish“. Harings Compagnie Liquid Loft stellt in diesem opulenten Hybrid zwischen Live-Performance, Installation und Soundlandschaft Fragen zur Existenz und Vergänglichkeit. Und die kleinen Theater und Festivals, zumal jene im Osten? Da darf der Aufwand für ein Gastspiel nicht so groß sein. Für sie wurde der folkloristisch überdrehte Simon Mayer mit seinem „SunBengSitting“ programmiert (ihm reichen eine Vier-Meter-Goaßl, eine Motorsäge und ein Holzpflock als Requisite), auch Agata Maszkiewicz' witziges Duo „Duel“ und Milli Bitterlis „Was bleibt?“ (vom Tanz, der „sich nicht festhalten lässt, sondern nur im Tun zu finden ist“).

Reden über Flüge, Essen und die Zeit

Nachhaltigkeit steht also zur Diskussion – einerseits jene der Performances, die hier eine seltene Wiederholung am selben Ort erfahren, um dann anderswo wieder aufzuleben. Andererseits wird Freitag und Samstag in den TQW-Studios über Nachhaltigkeit diskutiert. Wie groß darf der ökologische Fußabdruck sein? „Ist es sinnvoll, Künstler um die ganze Welt zu schicken?“, fragt Heun. „Wäre es nicht besser, wenn sich die Mitarbeiter in Zukunft regional ernährten?“ Und wie sieht es mit der Verschwendung einer der wichtigsten Ressourcen – der Zeit – aus? Gleichzeitig findet Heun, dass Verschwendung im Kunstbetrieb erlaubt sein muss, ja sogar (wie etwa in der Bildung) nötig ist, weil man hier Geld „in die zukünftige Entwicklung der Gesellschaft“ investiert.

„Feedback“: 22. bis 25. April, 20 Vorstellungen an verschiedenen Veranstaltungsorten; (Un)Konferenz über Nachhaltigkeit: 24. und 25. 4., TQW/Studios, www.tqw.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2015)

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