„Freak“: Großes Hirn und große Statur auf edler Mission

(C) Theater der Jugend/ Screenshot Webseite
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„Freak“ erzählt von der Freundschaft zweier Außenseiter. Lebensfroh, berührend. Zu sehen im Theater der Jugend.

„Ich hatte nie ein Gehirn, bis Freak kam und mir seines überließ“, sagt Max. Max ist ein richtiger Loser: Groß, aber ein Tölpel, stark, aber feig, und zu alledem kann er nicht einmal richtig lesen. Aber dann lernt er Kevin kennen, der ihn aus seiner Lethargie lockt und mit ihm in neue Abenteuer eintaucht. Der hochbegabte Vifzack steckt in einem kleinwüchsigen, buckligen, von einer Krankheit gezeichnetem Körper, was seiner Fantasie und seinem Tatendrang aber keinen Abbruch tut.

Der Rest der Geschichte, die in Rodman Philbricks Roman „Freak The Mighty“ erzählt und im Theater der Jugend unter der Regie der Josefstadt-Schauspielerin Sandra Cervik aufgeführt wird, lässt sich erahnen – und ist dennoch ungeahnt mitreißend, berührend und schlicht schön: Großes Hirn und große Statur tun sich zusammen. Wenn Kevin mit seinen Krücken auf Max' Schultern Platz nimmt, verschmelzen die beiden Außenseiter zu einem unschlagbaren Helden, „Freak der Mächtige“ nennen sie sich dann. Und machen sich auf, um wie die Ritter der Tafelrunde gegen das Böse zu kämpfen und eine holde Jungfer zu erobern. Oder einfach nur, um die gemeine Spielplatzgang in die Flucht zu schlagen.

Vergängliches Glück

Cervik inszeniert bildstark, untermalt die ohnehin packende Geschichte mit deutschen Popsongs und stimmigen Lichteffekten, ohne sie zu überschminken. Der Schauspielstudent Benedikt Paulun gibt überzeugend Max, den ungelenken Körper, in dem eine große Seele steckt. Oder wie der unverbesserlich besserwisserische Kevin (toll: Nachwuchs-Nestroy-Preisträger Stefan Rosenthal) es formuliert: „Du hast ein edles Herz. Das weiß ich genau. Und ich weiß alles.“

Allzu fantastisch wird die Geschichte, als Max von seinem Vater, einem Mörder auf Bewährung, entführt wird und Kevin ihn retten muss. Doch dann bricht schon wieder die Realität in Form von Kevins Krankheit über die beiden herein. „Freak“ erzählt nicht nur die Geschichte einer bedingungslosen Freundschaft, sondern auch von der Emanzipation vom Elternhaus und der Vergänglichkeit des Glücks. Ein ermutigendes, tieftrauriges und doch glücklich machendes Stück.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2015)

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