Nachruf: Herbert Prikopa der Komödien-Multifunktionär

16 11 2015 Marchfelderhof Deutsch Wagram Herbert Prikopa feiert seinen 80 Geburtstag mit Kammers
16 11 2015 Marchfelderhof Deutsch Wagram Herbert Prikopa feiert seinen 80 Geburtstag mit Kammers(c) imago/K.Piles (imago stock&people)
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Zum Tod des Sängers, Pianisten, Dirigenten und Kabarettisten, der an der Volksoper mehr als 3500 Abende mitgestaltet hat und durch hintergründige Radiopointen am Sonntagvormittag populär wurde.

Seine Stimme kannten hierzulande buchstäblich alle. Auch Österreichern, die ihr Leben lang nie in der Volksoper waren, war Herbert Prikopa ein Begriff. Als Mitglied der Radiokabarettistengruppe, die allsonntäglich Sendungen wie den „Guglhupf“ produzierte, wurde er so etwas wie ein akustischer Pointenkaiser. Freilich kannte man auch das „Gesicht zur Stimme“, denn auf das komödiantische Talent wollte auch das Fernsehen nicht verzichten.

Musikantenvollblut in allen Disziplinen

Der Mann, der mit seiner Wohlbeleibtheit zu kokettieren wusste, herrlich beleidigt dreinschauen konnte, wenn ihn ein anderer Darsteller darauf ansprach, machte auch in Serien wie dem „Kaisermühlen Blues“ eine imposante Figur. Und Kinder liebten ihn, wenn er auf sie zugeschnittene Programme vom Format „Auch Spaß muss sein“ moderierte.

Doch im Wesentlichen war Herbert Prikopa, gebürtiger Wiener, Jahrgang 1935, ein Musiker, und zwar einer, der alle Metiers beherrschte. Mit fünf Jahren absolvierte er seine erste Klavierstunde. Auf diesem Instrument brachte er es weit genug, dass er im Theater in der Josefstadt an Aufführungen des „Hofrats Geiger“ als klavierspielender Akteur mitwirken konnte und von Gerhard Bronner als Compagnon im Kabarett „Brettl vorm Klavier“ akzeptiert wurde. Mit 19 Jahren war er bereits jüngster Korrepetitor der Wiener Volksoper geworden. Diesem, seinem Stammhaus, hielt er dann vier Jahrzehnte lang die Treue, und zwar in allen Disziplinen.

Was immer man musikalisch zum Erfolg einer Operetten- oder komischen Opernaufführung beitragen konnte, konnte er beitragen: Prikopa studierte nicht nur hinter den Kulissen Stücke ein, sondern stand bald auf der Bühne, und dann auch im Orchestergraben. Sogar Premieren hat man dem singenden Kapellmeister anvertraut: Als Otto Schenk mit einem mehrheitlich urwienerischen, von Eberhard Waechter angeführten Ensemble den „Barbier von Sevilla“ herausbrachte, sorgte Prikopa für die musikalische Einstudierung und dirigierte die Premiere.

Als Darsteller stand er über 3000 Mal auf der Volksopernbühne, spielte vom Papacoda in Strauß' „Nacht in Venedig“ bis zur Hexe in Humperdincks „Hänsel und Gretel“ alles, wofür man einen geborenen Komödianten braucht. Damit nicht genug, trat Herbert Prikopa, der musikalische Multifunktionär, auch als Komponist in Erscheinung. Für die Wiener Festwochen schuf er eine musiktheatralische Fassung von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“. Zuletzt war im Jahr 2012 im Rahmen des Schrammel-Klang-Festivals in Litschau im Waldviertel seine „Schrammel.Messe“ zu hören.

Der Lebensabend dieses vielseitigen Künstlers war von einer langen Krankheit überschattet. Herbert Prikopa ist ihr kurz nach seinem 80. Geburtstag in seiner Heimatstadt, Wien, erlegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2015)

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