Reichenau wagt sich 2016 erneut an Doderer

David Oberkogler, Peter Matic, Julia Stemberger, Joseph Lorenz, Johanna Arrouas (v.l.n.r.)
David Oberkogler, Peter Matic, Julia Stemberger, Joseph Lorenz, Johanna Arrouas (v.l.n.r.)(c) Feststpiele Reichenau
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Die Festspiele Reichenau zeigen „Die Dämonen“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, Schnitzler und Nestroy.

Nach einem eher konservativen Programm im letzten Jahr mit Raimund, Schönherr, Schnitzler und Ibsen wagen sich die Festspiele Reichenau heuer wieder an ein Großprojekt: Nach dem Erfolg mit Doderers „Strudlhofstiege“ 2009 im Südbahnhotel am Semmering werden im Neuen Spielraum des Reichenauer Theaters „Die Dämonen“ gezeigt. Der 1956 erschienene Roman ist ein vielschichtiges und pralles Panorama der Zwischenkriegszeit in Österreich. Nicolaus Hagg hat aus dem 1360-Seiten-Epos eine Bühnenfassung für etwa 14 Schauspieler destilliert. Julia Stemberger wird die Mary K. spielen, die bei einem Straßenbahnunfall ein Bein verliert. In weiteren Rollen: Joseph Lorenz, Peter Matić, Johanna Arrouas. Regie führt Hermann Beil.

„Liebelei“: Regina und Alina Fritsch

Die gebürtige Texanerin Beverly Blankenship, die schon öfter in Reichenau inszeniert hat, will die „Katze auf dem heißen Blechdach“ von Tennessee Williams mit authentischem Südstaatenflair ausstatten. Stefanie Dvorak spielt die kinderlose Maggie, die um das Erbe eines reichen Baumwollplantagenbesitzers kämpft, während ihr homosexueller Mann, Brick (Stefan Gorski), trinkt und um seinen Freund trauert. Regina Fritsch inszeniert Schnitzlers „Liebelei“ als Gewitter der Moderne, das in die altmodische Gesellschaft der österreichischen k. u. k. Monarchie des 19. Jahrhunderts einbricht. Das Stück, zuletzt in der Josefstadt zu sehen, soll aus der Perspektive der jungen Leute erzählt werden, die vergeblich dem alten System entfliehen wollen. Alina Fritsch spielt die Christine, Dominik Raneburger ihren Freund Fritz, Maria Schuchter die Mizi Schlager und Wolfgang Hübsch den alten Musiker Weiring.

Helmut Wiesner bringt Nestroys „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ mit Miguel Herz-Kestranek als Hochstapler Nebel heraus. Die „Neue Literarische Matinee“, eine Reihe von Renate Loidolt, widmet sich Stefan Zweigs Novelle „Brennendes Geheimnis“: Ein Bub erwischt seine Mutter bei einem Seitensprung (mit Joseph Lorenz, D. Raneburger, Chris Pichler). Außerdem gibt es Konzerte mit Rudolf Buchbinder und den Geschwistern Labèque. Das Festival beginnt am 1. Juli. Vor 28 Jahren wurden 3000 Karten aufgelegt, jetzt sind es über 40.000. (bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2016)

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