Maschek: „Van der Bellen musst du nur langsam machen“

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Willkommen �sterreich mit Stermann & Grissemann(c) ORF (Hans Leitner)
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Die Synchronkünstler halten die kommende Bundespräsidentenwahl für eine Sensation. Für Satire habe Andreas Khol das meiste Potential. Zu Norbert Hofer haben sich noch keine Idee.

Seit beinahe 20 Jahren sorgt die Stairegruppe Maschek für pointierte Sätze zu gesendeten Bildern: Die Synchronkünstler, die über Nachrichten, Fernsehauftritte und andere Videos "drübersprechen", sind ab 13. April mit ihrem neuen Programm "Fake! In Wahrheit falsch" im Wiener Rabenhof Theater zu erleben. Zu ihren beliebtesten Figuren gehört Bundespräsident Heinz Fischer – nun wird aber sein Nachfolger gewählt.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Maschek satirisch an ein neues Staatsoberhaupt annähern muss. „Als wir begonnen haben, war Thomas Klestil noch Bundespräsident“, sagt Robert Stachel, der gemeinsam mit Peter Hörmanseder Maschek derzeit bildet. „Was einerseits völlig absurd ist, weil wir uns damals noch mehr als heute in einem Independent-Zusammenhang präsentiert haben. Das Biederste und höchst Ritualisierte, was man sich da vorstellen konnte, war die Ansprache des Bundespräsidenten. Für uns war das aber auch eine Coolness-Verweigerung. Mit der Zeit ist mir Klestil als Rolle sehr ans Herz gewachsen. Ich habe es dann fast bedauert, dass ich ihn nicht gewählt habe.“

Bevor Heinz Fischer 2004 Präsident wurde, gab es noch den Wahlargument mit der damaligen ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner. Als Figur sei diese „wesentlich spannender“ gewesen als Fischer, sagt Hörmanseder. „Die erste Scherzanleitung zu Fischer war hingegen, dass er immer am Häusel verschwunden ist. Aber das hat sich irgendwann erschöpft. Und dann haben wir gesagt: Fischer Heinz, die Nummer 1! Mit dieser Attitüde ging sich der Fischer aus. Er ist eigentlich fad, aber er hat - wahrscheinlich wie im echten Leben - bisschen einen Schmäh. Also macht man nicht den Austarierenden, sondern das Gegenteil vom echten Präsidenten: Er haut auf den Tisch und droht Watschen an“, erzählt der Synchronkünstler. „Das funktioniert auch für das Publikum, weil Fischer der Stellvertreter von uns allen wird. Es geht bei uns auch darum, den Zorn über die Politik wegzulachen.“

"Könnte Beginn vom Ende der Zweiten Republik sein"

Mit den potenziellen Nachfolgern von Fischer hat sich die Gruppe bereits beschäftigt. „Wir überlegen natürlich, was man aus ihnen machen kann und wer wen spricht“, sagt Stachel. „Außerdem beschäftigt man sich als normaler, wahlberechtigter Bürger mit der Frage: Wen hätte ich am liebsten? Oder mit Spekulationen: Wer kommt in die Stichwahl? Mich wundert es fast, dass so wenig breit diskutiert wird, dass es die erste Wahl überhaupt im Nachkriegsösterreich ist, wo keine der beiden etablierten Parteien auf Platz eins und zwei landen könnte. Es sieht momentan nicht danach aus, als würden Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol eine Wildcard für die Stichwahl haben. Das ist eine große Sensation und in Wahrheit könnte das der Beginn vom Ende der Zweiten Republik sein, auch wenn es pathetisch klingt.“

Aus professioneller Sicht gebe es keinen Kandidaten, den sich das Duo besonders wünscht. „Es gibt praktisch für jeden eine Idee“, sagt Hörmanseder. „Unabhängig von den Inhalten, sondern rein die Form betreffend: Alexander Van der Bellen musst du nur langsam machen, das funktioniert immer - völlig egal, was man sagt. Bei Hundstorfer gibt es noch keine Knackung, sondern nur den Knackwurst-Zugang: Der macht bei uns zwischendurch immer wieder Wuff-Wuff. Das ist aber nur eine erste Idee. Er hätte aber auch das in sich schlummernde Zornpotenzial, so wie wir Fischer anlegen. Khol wiederum hat als Figur eigentlich das meiste Potenzial. Wie er sich gibt, wie er aussieht: Er würde die lustigsten Bilder liefern. Kürzlich habe ich gesehen, wie er einen Kuhstall besucht hat - im perfekten Anzug und mit seiner rot-weiß-roten Krawatte, die er immer trägt. Da kniet er so lächerlich vor der Kuh, das sind einfach großartige Bilder.“

„Zu Norbert Hofer fällt uns noch gar nichts ein“

Irmgard Griss fänden die beiden noch „sehr schwierig“, so Hörmanseder, „weil eine Frau für uns von der Stimme her immer schwieriger ist. Sie bekommt bei uns derzeit einen leicht tschechischen Touch - dieser blöde Schmäh: Griss Gott! Das ist der erste Zugang und sonst ganz fad und monoton, da gibt es noch keine Nuance. Und zu Norbert Hofer fällt uns noch gar nichts ein.“ Diese „Garnitur von schaumgebremsten Rechten in der FPÖ“ sei immer schwer zu thematisieren gewesen, sagt Stachel. „Ich glaube aber, wir werden das Glück haben, uns nicht weiter mit ihm auseinandersetzen zu müssen.“

Mit Richard Lugner würden sich die beiden gar nicht beschäftigen. „Als er sein Kandidaturvideo auf YouTube gestellt hat, schrieb die 'Tagespresse': 'Maschek gibt auf, das ist nicht zu toppen.' Lugner hat in seiner Presskonferenz als Argument, warum man ihn wählen sollte, gesagt: Weil er nicht parodierbar ist. Er sei immun! Und selbst Maschek hätten bei ihm w.o. gegeben“, erzählt Stachel. „Wenn man überlegt, was da alles drinnen steckt! Nicht nur, dass er uns so ernst nimmt, dass es ein Wahlargument ist, wenn wir uns die Zähne an ihm ausbeißen. Sondern, dass er damit auch zugibt, er hat die 'Tagespresse' für bare Münze genommen. Das ist doch der doppelte Irrsinn. Aber geschenkt: Lugner ist wie Stronach, nicht parodierbar und tatsächlich eine eigene Liga.“

(Christoph Griessner/APA)

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