Werk X: Plattes Nachspiel zu einem Film von Ken Loach

(c) Chloe Potter/Werk X
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Alexander Simon inszeniert „It's a Free World“ im Werk X in Meidling wie ein braves Stück Propaganda.

Der britische Regisseur Ken Loach hat 2007 in seinem deprimierend realistischen Film „It's a Free World“ die Leiharbeit aus ungewöhnlicher Perspektive betrachtet. Im Mittelpunkt steht eine von den Umständen schwer gebeutelte Heldin der brutalen neuen Arbeitswelt, die nach und nach zur ausbeutenden Antiheldin wird. Für den überzeugten Marxisten Loach ist „das System“ schuld an solchen Auswüchsen der Entfremdung.

Im Werk X hat man zur Eröffnung der Saison diese Geschichte (Drehbuch: Paul Laverty) auf die Bühne gebracht. Die von Alexander Simon inszenierte, engagierte Uraufführung wurde im ehemaligen Kabelwerk in Meidling lang anhaltend bejubelt, unter Umständen auch wegen der Botschaft, denn mit den beeindruckenden Bildern des Originals kann diese zum Teil (vielleicht bewusst?) laienhaft wirkende Vorstellung nicht mithalten.

Die Regie setzt auf simple Botschaften. Kartons werden zu Wänden auf- und abgebaut, zerstört, mechanisch und im Kollektiv wird geschuftet (Bühnenbild und Kostüme: Thomas Oláh). Im Akkord führt die Protagonistin Angie (Leila Abdullah) Anstellungsgespräche mit polnischen Arbeitern, die nach England gelockt werden sollen. Da bleibt nur wenig Zeit für ein wenig Liebelei mit einem polnischen Arbeiter. Als aber Angie von ihrem Chef sexuell belästigt wird, wehrt sie sich vehement – und ist ihren Job los. Was tun? Sie muss doch für ihren minderjährigen Sohn sorgen. Angie entschließt sich, mit ihrer Freundin Rose (Julia Jelinek) eine eigene Firma für Leiharbeit zu gründen, geht weit über den Rand der Legalität, wird schließlich richtig kriminell, mit Illegalen, die sie gnadenlos auspresst.

Monoton wie am Fließband

Abdullah spielt die getriebene Sklaventreiberin, die ihre Geschäfte schließlich vor allem mit Ukrainern macht, resolut, berechnend, eiskalt. Sie liefert Ausländer, die in einem Trailer-Park untergetaucht sind, den Behörden aus, um dort ihre eigenen Leiharbeiter unterzubringen. Angie sollte offenbar nicht nur negativ gezeichnet sein, sondern man sollte zuweilen wohl in Ansätzen verstehen, unter welchem Druck diese Frau agiert. Sie rührt hier aber nicht. Im Vergleich zum Film gibt es ganz wenige Zwischentöne. Jelinek spielt als Kontrapunkt zu Angie eine sensible Zweiflerin – Rose macht schließlich aus schlechtem Gewissen nicht mehr mit. Eine Freundschaft zerbricht. Die Hauptdarstellerinnen können an dem eineinhalb Stunden langen, hochmoralischen Abend (ohne Pause) nur punktuell überzeugen, zu schematisch läuft das Ganze ab, zu monoton wird gespielt, fast wie an einem Fließband für Lehrstück-Ladenhüter. Mit dabei: ein paar Lachnummern bei den Männern, ein bisschen Choreografie für die Massen. Eine flache Inszenierung. Darüber trösten einige fetzige Songs nicht hinweg.

Termine im Werk X: Sa 5. und Do. 17. Nov. 19.30 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2016)

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